Essener Generalvikar: Missbrauch in der Kirche überwinden

Prävention und Aufarbeitung

Der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer ruft dazu auf, sexuellen Missbrauch in der Kirche noch umfassender aufzuarbeiten und in Zukunft zu verhindern. In der Prävention brauche es etwa eine "Kultur der Achtsamkeit", so Pfeffer.

Schatten eines Kreuzes / © Harald Oppitz (KNA)
Schatten eines Kreuzes / © Harald Oppitz ( KNA )

"Sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche hat Ursachen, die weit über einzelne Täter oder Mit-Beteiligte hinausgehen", schreibt der Verwaltungschef des Ruhrbistums in einem Beitrag für den Sammelband "Sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen im Raum von Kirche", wie das Bistum Essen am Mittwoch mitteilte. Er plädiert dafür, auch den Missbrauch von Macht in der Kirche aufzudecken und zu überwinden.

Wichtige Präventionsarbeit

Pfeffer wendet sich dagegen, manche Maßnahmen im Kampf gegen den Missbrauch als überzogenen Ausdruck eines Generalverdachts zu verstehen. Ein "gesunder Generalverdacht" sei angebracht. Es brauche eine "Kultur der Achtsamkeit", schreibt der Generalvikar und betont: "Alle, die in der Kirche tätig sind, tragen eine Mitverantwortung, um den Nährboden für sexuelle Gewalt zu beseitigen." Mit sexuellem Missbrauch sei jederzeit und überall zu rechnen.

Pfeffer ruft dazu auf, auch die großen kirchlichen Grundsatzfragen offen zu debattieren. Unter anderem müsse die "rigide, einengende und mit negativen Werturteilen behaftete Sexualmoral" überwunden und das Weiheamt neu interpretiert werden. Weiter fordert er, "Frauen die gleiche Teilhabe wie Männern an der verantwortlichen Mitgestaltung der katholischen Kirche" zu eröffnen. Ein beharrliches Festhalten an einer Struktur mit männlich dominierten Machtgefälle werde den Vertrauensverlust der katholischen Kirche weiter beschleunigen.

Mehr Aufmerksamkeit und Gehör für die Betroffenen

Pfeffer spricht sich für mehr Aufmerksamkeit und Gehör für die Betroffenen sexualisierter Gewalt aus, fordert aber auch eine intensive Auseinandersetzung mit Tätern und Beschuldigten. Er verweist auf den Aufarbeitungsprozess im Bistum Essen, wo seit März eine Untersuchung durch das Münchener Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) läuft.

Erste Missbrauchstaten in der deutschen katholischen Kirche waren 2010 an die Öffentlichkeit gelangt. Im Herbst 2018 stellten die deutsche Bischöfe eine Studie zu sexuellem Missbrauch vor. Das Bistum Essen kommt demnach in den Jahren 1946 bis 2014 auf 85 Opfer von sexuellen Übergriffen und 60 beschuldigte Kleriker seit seiner Gründung 1958.


Quelle:
KNA