Hinder sagte im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (Freitag), er habe den Eindruck, dass "ein Umdenken stattfindet". "Langsam setzt sich in gewissen Teilen der arabischen Welt die Erkenntnis durch, dass ein konstruktives Verhältnis zu Israel allen Beteiligten mehr Nutzen bringt als der zum Teil künstlich aufrechterhaltene Dauerkonflikt."
Israel und die Vereinigten Arabischen Emirate hatten sich am Donnerstag nach Vermittlung der USA überraschend auf ein Friedensabkommen verständigt. Die beiden Staaten wollen ihre Beziehungen vollständig normalisieren, wie es in einer von US-Präsident Donald Trump veröffentlichten Erklärung der drei Länder hieß. Im Gegenzug setzt Israel demnach seine Annexionspläne im besetzten Westjordanland aus.
Abbas: "Verrat!"
In der Mitteilung heißt es, dieser "historische diplomatische Durchbruch" werde den Friedensprozess im Nahen Osten voranbringen. Das Büro von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sprach von einer "schändlichen Erklärung" und einem "Verrat an Jerusalem".
Aus Sicht von Bischof Hinder verfolgt das Abkommen auch handelspolitische Absichten. Der Schweizer äußerte die Hoffnung, dass der offene und latente Antisemitismus in der arabischen Welt allmählich abgebaut werden könne. Dieser sei vor allem durch die Gründung des Staates Israel und die anschließende Vertreibung der Palästinenser entstanden. "Wir sollten nicht vergessen, dass in früheren Zeiten die Juden selbstverständlich mitten in den arabischen Gesellschaften lebten", so Hinder, der als Apostolischer Vikar für die Katholikinnen und Katholiken auf der ganzen Arabischen Halbinsel zuständig ist.