Auf den Schulhöfen der Bundesrepublik erklingt der Klassiker "Alle Kinder lernen lesen". Kleine Menschen mit großen Rucksäcken und dicken Schultüten warten gespannt auf den sprichwörtlichen Beginn des Ernst des Lebens. Alle halten Abstand und tragen Masken. Es ist Einschulung 2020.
Auch an der katholischen Don-Bosco-Grundschule in Haan am Rande des Bergischen Landes wurden am vergangenen Donnerstag die Erstklässler begrüßt. Wegen der Corona-Pandemie war hier alles anders und doch wieder nicht. Statt eines Gottesdienstes in der Kirche hieß der örtliche Kaplan die neuen Schüler auf dem Schulhof willkommen. Beide erste Klassen wurden in zwei getrennten Feiern begrüßt. Großeltern, Tanten und Onkel mussten zu Hause bleiben; stattdessen durften nur die Eltern anwesend sein. Viertklässler sangen hinter Masken Begrüßungslieder für die neuen Mädchen und Jungen.
"Wahnsinniger Mehraufwand"
Warum all diese Maßnahmen notwendig waren, sei den Kindern bewusst gewesen, erklärt die Leiterin der Haaner Grundschule, Annegret Buchart, im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Das haben die super gut verstanden." Im Gottesdienst fragte der Kaplan beispielsweise danach, was wegen Corona derzeit alles nicht möglich sei. Spaßkämpfchen, Boxen, Händeschütteln und Umarmen waren die Antworten. Sie zeigen: Die Abstandsregeln haben die Erstklässler schon mal bestens verinnerlicht.
Man habe mit einem "wahnsinnigen Mehraufwand" trotz Corona einen "würdigen, stimmungsvollen Rahmen" schaffen können, resümiert Buchart. Auch die Eltern seien zufrieden mit der Feier gewesen, hätten lediglich bedauert, dass beispielsweise Großeltern nicht hatten teilnehmen können.
So wie in Haan sehen dieser Tage sicherlich viele Einschulungen aus. Auch in Berlin, Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein startete bereits das neue Schuljahr. In Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland gehen die Sommerferien am Sonntag zu Ende. Und allein in NRW haben zwölf Schulen kurz nach dem Schulstart ganz oder teilweise wieder schließen müssen wie das NRW-Schulministerium am Freitag mitteilte.
Maskenpflicht im Unterricht
Für alle Schulen gelten wegen der Corona-Pandemie nie da gewesene Beschränkungen und Hygieneregeln. An Rhein und Rur müssen Mädchen und Jungen in der Schule beispielsweise Masken tragen - für Schüler ab der 5. Klasse gilt diese Maskenpflicht sogar im Unterricht. Diese Regel bleibt mindestens bis zum 31. August bestehen.
Die Don-Bosco-Schule in Haan ist von dieser Maskenpflicht im Unterricht wie alle Grundschulen in NRW ausgenommen. Masken müssen die Kinder hier nur tragen, bis sie an ihrem festen Sitzplatz sind. Ansonsten stehen wegen Corona die Tische in ausreichendem Abstand zueinander und die Fenster bleiben geöffnet. Außerdem müssen die Kinder sich alle vor dem Unterricht die Hände waschen. "Das dauert natürlich", berichtet Schulleiterin Buchart.
Auch auf dem Schulhof gelten Beschränkungen. So finden Pausen beispielsweise versetzt statt, sodass nur vier Klassen gleichzeitig draußen sind. Außerdem wurde der Hof in fest markierte Felder unterteilt, in denen jede Klasse für sich bleiben muss. Das System rotiere jedoch, damit jeder einmal "die attraktiven Spielgeräte" nutzen könne, erzählt Buchart.
Sorge vor erneuter Schließung
Die Kinder halten sich der Schulleiterin zufolge gut an die vorgeschriebenen Hygieneregeln. Einzig beim Spielen müssten sie daran erinnert werden. Das Tragen von Masken in der Pause hält Buchart deswegen für sinnvoll.
Und obwohl der Schulalltag an der Haaner Grundschule nach Einschätzung der Schulleiterin gut funktioniert, bleibt die Sorge vor einer erneuten Schließung. Sie appelliere deswegen an die Verantwortung der Eltern, aufrichtig zu sein und Symptome bei Kindern sowohl zu beobachten als auch der Schule zu melden.
Zumindest komplette flächendeckende Schulschließungen wollen Bund und Länder indes vermeiden. Das erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert nach einem Treffen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit der SPD-Vorsitzenden Saskia Esken sowie den Kultusministern aus mehreren Bundesländern am Donnerstag. "Das hohe Gut der Bildung soll auch in Zeiten der Pandemie politische und gesellschaftliche Priorität genießen", so Seibert.