Wie es um Karneval-Mitsing-Abende in Corona-Zeiten steht

"Wir werden es nicht in engen Kneipen anbieten"

Seit 20 Jahren gibt es in Köln die "Loss mer singe"-Kneipentour. Eine Art Warm-up für den kölschen Karneval und seine aktuellen Lieder. Mitgründer Georg Hinz sieht noch ein bisschen Hoffnung für die kommende Session. Kreativität sei gefragt.

Loss mer singe / © Kay-Uwe Fischer (privat)
Loss mer singe / © Kay-Uwe Fischer ( privat )

DOMRADIO.DE: Karneval ausfallen lassen – geht das überhaupt?

Georg Hinz (Mitgründer "Loss mer singe"): Jeder Rheinländer, dem Karneval etwas bedeutet, wird wissen: Karneval ist vergleichbar mit Ostern oder Weihnachten, man kann es im engeren Sinne nicht ausfallen lassen, sondern es wird stattfinden. Die Frage ist nur: Wie?

DOMRADIO.DE: Was ist denkbar?

Hinz: Unsere Initiative "Loss mer singe" steht für eine Gemeinschaftsveranstaltung, für Nähe, dafür gemeinsam in vollen Kneipen zu schwitzen, zu singen und fröhlich zu sein. Es ist dieser ekstatische Teil des Karnevals, diese Nähe, die den Menschen unendlich guttut. Das ist schon eine blöde Situation, dass genau das gerade nicht angebracht ist.

DOMRADIO.DE: Geht denn das Zuhause?

Hinz: Prinzipiell glaube ich schon, dass es jetzt bei den Verantwortlichen im Karneval darum geht, einen Ersatz zu schaffen, denn Karneval wird stattfinden. Das wird sich sonst jeder selbst überlegen. Je mehr da sind, um das Brauchtum zu gestalten, desto mehr kann ich auch etwas gegen das unkontrollierte Feiern machen. Das ist die Gefahr bei einer Komplettabsage, dass die Menschen dann einfach ihr eigenes Ding machen.

DOMRADIO.DE: Wenn der Rosenmontagszug ohne Teilnehmer stattfinden würde ohne Publikum, dann wäre das schon komisch. Die Stimmung fehlt, oder?

Hinz: Ich glaube, dass wir davon wegkommen müssen, jede Situation, die wir im Karneval haben, als defizitär zu betrachten. Ich glaube, dass es auch darum geht, andere Dinge zu schaffen und das Feiern tatsächlich auf den kleinsten Kreis beschränken. Ich glaube auch, dass es darum geht, dass jeder Einzelne das einsieht und dass man Karnevalsgefühle auch im kleinsten Kreis haben kann. Ich will jetzt nicht dazu anleiten, dass jeder mit 100 Leuten in der Küche feiert. Es geht auch mit weniger Menschen, mit denen man ohnehin einen nahen Kontakt hat.

DOMRADIO.DE: "Loss mer singe" hat ja eigentlich genau dort angefangen. Nämlich in der Küche…

Hinz: Das war auch nichts Offizielles. Das war einfach nur ein privater Kreis. Jeder im Rheinland hat auch Dinge in seinen Karnevalsritualen, die im kleinsten Kreis stattfinden. Möglicherweise wären das die Höhepunkte des eigenen Karnevalsfeierns.

DOMRADIO.DE: Wenn ich jetzt an die ganzen Bands denke, die sich normalerweise zu dem Wettbewerb anmelden, können die sich weiterhin mit ihren Songs bewerben?

Hinz: Auf jeden Fall – wir beobachten immer kölsche Musik. Im Moment kann man beobachten, dass alle kölschen Bands an neuen Liedern arbeiten, sie teilweise sogar schon rausgegeben haben. Die Lieder wird es geben und es wird auch Menschen geben, die sie gerne kennenlernen wollen. Wir werden es dann eben nicht in engen Kneipen anbieten, sondern in anderer Form. Das liegt jetzt an uns, was uns da einfällt, um die neuen Lieder bekannt zu machen.

Das Interview führte Dagmar Peters.


Georg Hinz / © Ide Lödige (DR)
Georg Hinz / © Ide Lödige ( DR )
Quelle:
DR