Zum 25. Todestag des Schriftstellers Michael Ende

Schöpfer von Jim Knopf, Momo und Bastian Balthasar Bux

Am 28. August 1995 starb Michael Ende. Auch ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod zieht der Schriftsteller nicht nur Kinder in seinen Bann. Einige Themen hatte er geradezu prophetisch gewählt - sie wirken hochaktuell.

Autor/in:
Birgitta Negel-Täuber
Schreibmaschine und Buch / © Peerayot (shutterstock)

Corona lässt grüßen! Jedenfalls könnte der Leser von "Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch" an die derzeitige Situation denken. Michael Ende veröffentlichte den fantastischen Abenteuerroman 1989. Von Umweltverschmutzung über Klimaänderungen bis hin zu Seuchen finden sich dort sämtliche selbst- oder mitverursachten Probleme, die die Menschen heute umtreiben. Im Buch fand der Autor dafür eine Lösung, die er in der Realität nicht erlebte.

Ende war Jahrgang 1929. Aufgewachsen in einer Umgebung, die dem Nationalsozialismus ablehnend gegenüber stand, war es nur folgerichtig, dass er in den letzten Kriegswochen nicht sinnlos "fürs Vaterland" sterben wollte. Bei seiner Einberufung zum Volkssturm desertierte er und schloss sich einer Widerstandsgruppe an. Familie und Freunde hatten unter dem Nationalsozialismus gelitten. Vater Edgar malte surrealistische Bilder, die von den Nazis als "entartet" eingestuft wurden; mehrere jüdische Freunde der Eltern wurden ermordet.

"Jim Knopf" bis heute ein Klassiker

Diese Erfahrungen trugen dazu bei, den Schriftsteller Michael Ende zu politisieren. Im Elternhaus erlebte er allerdings auch ständigen Geldmangel, denn der Vater war finanziell wenig erfolgreich. Mit der Malerei wollte sich der Sohn deshalb nicht befassen. Er wollte Theaterautor werden und besuchte zu diesem Zweck die Schauspielschule. Als Schauspieler arbeitete er tatsächlich einige Jahre lang, aber mit seinen eigenen Theaterstücken hatte er keinen Erfolg.

Zum Kinderbuch kam er eher zufällig, aber auch sein Erstling in diesem Bereich, "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer", nahm seinen Weg durch die Verlage, bis er nach vielen Ablehnungen endlich im Thienemann-Verlag veröffentlicht wurde. Das war 1960 und brachte den Durchbruch. "Jim Knopf" wurde mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet und gilt bis heute als Klassiker der Kinderliteratur.

"Momo" in einer Zeit von Friedens- und Ökologiebewegungen

Dem Kinderbuch blieb Ende auch später treu. Endes Bücher haben etwas Märchenhaftes: Figuren wie Momo oder Bastian Balthasar Bux sind Grenzgänger, die sich zwischen Realität und Fantasie bewegen. Im Grunde sind es aber philosophische Themen, die verhandelt werden. Bei "Momo" ist es das Verhältnis zur Zeit, in der "Unendlichen Geschichte" das Verhältnis von Realität und Fiktion. Zudem geht es in beiden Büchern um die Bedeutung der Fantasie und nicht zuletzt um die weltenerschaffende Rolle der Sprache.

Zum enormen Erfolg seiner Romane trug wohl auch bei, dass sie passgenau das Unbehagen an den Zeitläufen ausdrückten. Die trieben in den 1970er Jahren viele, vor allem junge Menschen um. Es war die Zeit der Friedensbewegung und Anti-Atomkraft-Demonstrationen, die Zeit des Waldsterbens und der ersten Erfolgen einer auch zunehmend politischen Ökologie-Bewegung. Nicht selten sah man in dieser Zeit Studentinnen im Cafe bei einer Tasse Tee "Momo" lesen.

"Der Wunschpunsch" - Endes letzter Erfolg

Seine Frau, die Schauspielerin Ingeborg Hoffmann, hatte großen Einfluss auf sein Werk. Nach ihrem Tod im Jahr 1985 zog Ende nach Jahren in der gemeinsamen Wahlheimat Italien zurück nach Deutschland; einige Jahre später heiratete er die japanische Übersetzerin seiner Werke. In den 1980er Jahren schrieb er explizit für ein erwachsenes Publikum, aber mit Titeln wie "Der Spiegel im Spiegel" oder dem Theaterstück "Das Gauklermärchen" konnte er an frühere Erfolge nicht anknüpfen. Der prägende Einfluss, den die surrealen Bilder seines Vaters und die Anthroposophie Rudolf Steiners auf sein Werk hatten, sind auch hier spürbar.

Heute ist Michael Ende so etwas wie ein moderner Klassiker, angesiedelt zwischen Fantasy, Kinderliteratur und Zivilisationskritik. Nicht zuletzt musikalische und filmische Adaptionen halten das Interesse dauerhaft aufrecht. Bei der Verfilmung von "Die unendliche Geschichte" hatte Ende allerdings Pech. Sein "Phantasien" wurde auf der Kinoleinwand zum Disney-Kitsch - Ende prozessierte dagegen lange, aber vergeblich. Sein letzter großer Erfolg war der "Wunschpunsch", die letzten Lebensjahre waren gezeichnet von Krankheit. Am 28. August 1995, vor 25 Jahren, starb Michael Ende.


Eines von Michael Endes berühmtesten Werken: "Jim Knopf und die wilde 13" (dpa)
Eines von Michael Endes berühmtesten Werken: "Jim Knopf und die wilde 13" / ( dpa )
Quelle:
KNA