Kardinal Woelki stellt sich hinter Merkels "Wir schaffen das"

"Integration gelingt in der Regel"

Fünf Jahre nach Beginn des verstärkten Flüchtlingszuzugs hat Kölns Erzbischof Rainer Maria Woelki eine positive Bilanz gezogen. "Wer genau hinschaut, sieht, dass Integration, wo immer sie gefördert wird, in der Regel auch gelingt."

Flüchtlingssommer 2015 / © Sven Hoppe (dpa)
Flüchtlingssommer 2015 / © Sven Hoppe ( dpa )

Gegenüber DOMRADIO.DE lobte der Kardinal, dass fast jeder zweite Geflüchtete zwischen 18 und 64 Jahren, der seit 2013 nach Deutschland gekommen sei, heute eine Arbeit habe. Schreckensszenarien von Kriminalität und Kostenexplosion seien nicht eingetreten.

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg

"Klar - es gibt auch Probleme", räumte der Erzbischof ein. Der Satz "Wir schaffen das" von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeige jedoch, was machbar sei, "wenn wir es denn wirklich wollen". Woelki bezeichnete den Ausspruch als zukunftsweisend und forderte weitere Anstrengungen in der Flüchtlingspolitik.

"Noch immer steigen Menschen in Schlauchboote und wagen eine lebensgefährliche Überfahrt über das Mittelmeer. In den Lagern auf den griechischen Inseln hausen Familien mit Kindern unter entsetzlichen Bedingungen", erklärte er.

Umstrittene Aussage

Merkel hatte ihre Aussage am 31. August 2015 in der Bundespressekonferenz in Berlin gemacht. Befürworter sahen darin den Versuch, Mut zu geben; Kritiker verstanden den Satz als eine Verharmlosung von Problemen.

Laut einer Umfrage für die "Augsburger Allgemeine" vom Wochenende hat die Skepsis gegenüber der Aussage "Wir schaffen das" in den letzten drei Jahren abgenommen. Unter Kirchenmitgliedern ist die Zustimmung dabei größer als in der Gesamtbevölkerung.

Was denken die Menschen heute?

In den Jahren 2020 und 2017 wurden jeweils gut 5.000 Antworten ausgewertet auf dieselbe Frage: "Wie würden Sie Angela Merkels Aussage 'Wir schaffen das' vom 31. August 2015 heutzutage bewerten?"

Der Anteil der skeptischen Stimmen, die Merkels Losung für weniger oder gar nicht zutreffend halten, ging dabei von 60 auf 51 Prozent zurück. Der Anteil der Befragten, die die Aussage für eher oder völlig zutreffend halten, stieg von 34 auf 44 Prozent.

Unterteilung in Religionszugehörigkeiten

Beim Blick auf die Religionszugehörigkeit stieg der Anteil der völlig oder eher zustimmenden Befragten bei den Katholiken von 39,7 auf 47,4 Prozent, bei den Protestanten von 37,6 auf 49,2 Prozent. Die Zustimmung war also jeweils höher als in der Gesamtbevölkerung.

Bei den Konfessionslosen wuchs die Zustimmung von 32,1 auf 38,9 Prozent, bei den Angehörigen anderer Religionen von 28,5 auf 32,6 Prozent. Hier lag die Zustimmung also jeweils unter dem Durchschnitt.


Quelle:
KNA