Erzbistum Paderborn legt alle Vermögenszahlen offen

Auf Platz eins in Deutschland

Die Summe hat auch den Generalvikar Alfons Hardt "überrascht". Der Erzbischöfliche Stuhl zu Paderborn und sechs weitere Stiftungen haben ein Vermögen von 2,65 Milliarden Euro.

Autor/in:
Andreas Otto
Hoher Dom zu Paderborn / © Olga Koverninska (shutterstock)
Hoher Dom zu Paderborn / © Olga Koverninska ( shutterstock )

Auf diese Zahl haben Journalisten schon seit einigen Jahren gewartet. Als das Erzbistum Paderborn 2015 erstmals sein Vermögen veröffentlichte und damals von rund 4 Milliarden Euro sprach, da fehlte noch eine Info - nämlich die über den Topf des Erzbischöflichen Stuhls. Das ist der Rechtsträger, der direkt dem Erzbischof zugeordnet ist, und dem seit Jahrhunderten Finanzmittel vor allem aus Spenden und Nachlässen zuwachsen.

Dass im katholischen Westfalen da einiges zu erwarten ist, belegt der am Dienstag erstmals veröffentlichte Finanzbericht über den Erzbischöflichen Stuhl. 2,65 Milliarden Euro beträgt die Summe einschließlich sechs weiterer Stiftungen. Plus dem Vermögen der Erzdiözese von inzwischen rund 4,5 Milliarden Euro kommt Paderborn damit auf ein Gesamtkapital von 7,15 Milliarden Euro.

Paderborn liegt vor München-Freising und Köln

Damit ist die Erzdiözese Spitzenreiter in Deutschland - vor München-Freising mit 6,1 Milliarden Euro und Köln mit 3,8 Milliarden Euro. Auch wenn die Bilanz nach den Regeln des Handelsgesetzbuches zusammengestellt wurde, betonen die Kirchenverantwortlichen, dass es hier nicht um eine Unternehmensbilanz geht, sondern um die Finanzierung von Seelsorge, Caritas, Bildung und Kultur. Es war der Finanzskandal im Bistum Limburg, der dazu führte, dass im Sinne der Transparenz die Zahlenwerke nach und nach veröffentlicht wurden und werden.

Bei dem Erzbischöflichen Stuhl hat das Rechnen etwas gedauert. Im Jahr 2000 erfolgte unter dem damaligen Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt eine erste Strukturierung des Vermögens in drei verschiedene Buchungskreise. Diese wurde dann in jüngerer Vergangenheit den gesellschaftlichen Anforderungen angepasst und 2018 in eine neue Form gegossen: Die Stiftung des Erzbischöflichen Stuhls und sechs weitere Stiftungen sollen mit ihren Kapitalerträgen genau definierte Aufgaben fördern - etwa soziale oder kulturelle Projekte. Ein neues Kuratorium überwacht die Förderpraxis und genehmigt die Anträge.

Stiftungen dürfen nicht das Kapital antasten

Generalvikar Alfons Hardt lässt durchblicken, dass ihn die Gesamtsumme selbst "überrascht" habe. Das Erzbistum habe "eine solide finanzielle Basis". Die Stiftungen ergänzten mit ihren Kapitalerträgen die Möglichkeiten des Erzbistums, das künftig wegen der abnehmenden Zahl von Kirchenmitgliedern oder den Corona-Folgen weniger an Kirchensteuereinnahmen zu erwarten habe.

Zugleich betont der Generalvikar, dass die Stiftungen nur ihre Zinserträge ausgeben und keinesfalls das Kapital antasten dürften, denn "sonst sind die Stiftungen irgendwann leer". Ein besonderes Problem in der aktuellen Niedrigzinsphase ist der Werterhalt des Vermögens, weshalb ein Großteil der Erträge in die sogenannte Kapitalrückstellung fließt.

Zahlung der Missbrauchsopfer

Der eigentliche Erzbischöfliche Stuhl hat ein Vermögen von rund 177 Millionen Euro. Zu den Aufwendungen gehören der Unterhalt des Dienstsitzes von Erzbischof Hans-Josef Becker, aber auch die Unterstützung einer Jugendwohngruppe in Dortmund.

Künftig soll der Erzbischöfliche Stuhl auch die Lösung bringen für eine innerkirchliche Streitfrage: die Zahlungen an Missbrauchsopfer. Vertreter von Laienorganisationen sind dagegen, dass der Kirchensteuerzahler die Entschädigungen für sexuelle Übergriffe von Geistlichen aufbringt. In Paderborn übernimmt das der Erzbischöfliche Stuhl. Bereits ausbezahlte 550.000 Euro aus dem Haushalt des Erzbistums werden erstattet.

Neue Transparenz, klare Förderrichtlinien

Die größte der Stiftungen ist die mit dem Namen Sankt Kilian - einer der Bistumspatrone - mit einem Vermögen von 663 Millionen Euro. Sie soll sich künftig auf karitative Projekte konzentrieren, die sonst keine Förderung erhalten. Die kleinste Stiftung, Bischof Meinwerk mit 249 Millionen Euro, fördert die Wissenschaft. Als Trägerin der Theologischen Fakultät Paderborn mit 56 Mitarbeitern kommt der Stiftung Dietrich IV. von Fürstenberg eine zentrale Rolle zu.

Mit der nun gefundenen Stiftungsstruktur hat die Erzdiözese laut Hardt und dem Geschäftsführer des Erzbischöflichen Stuhls, Andreas Kröger, einen Politikwechsel eingeleitet. Eine neue Transparenz mit klaren Förderrichtlinien ermögliche es der Öffentlichkeit nun, auf die Stiftungen zuzukommen und Anträge zu stellen.


Quelle:
KNA