Im neuen Verbandsrat arbeiten Laien und Bischöfe gemeinsam

Verbindendes Element

Im Zuge zunehmender Beteiligung von Laien in der katholischen Kirche wurde 2019 der Verbandsrat gegründet, der den Verband der deutschen Diözesen berät und eine Brücke zu den Laien schlagen soll. Wie hat man sich die Arbeit vorzustellen?

Verbandsrat: zuständig u. a. für die die betriebliche Altersversorgung kirchlicher Mitarbeiter / © Dizfoto (shutterstock)
Verbandsrat: zuständig u. a. für die die betriebliche Altersversorgung kirchlicher Mitarbeiter / © Dizfoto ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Der neue Verbandsrat hat sich ja auch schon getroffen. Worüber wurde da gesprochen?

Hildegard Müller (Vorsitzende des Verbandsrats für den Verband der Diözesen Deutschlands, VDD): In den ersten Sitzungen ist man natürlich auch ein wenig damit beschäftigt, sich selbst zu finden und auch die künftige Arbeitsweise festzulegen, sich aufzustellen. Aber wir sind dann auch direkt in die wichtigen Themenbereiche eingestiegen. Die wirtschaftliche Lage und Entwicklung lässt natürlich auch die Finanzen der Kirche nicht unberührt, und deshalb liegt eine große Aufgabe vor uns.

DOMRADIO.DE: Können Sie das mal schildern, wie ist die Atmosphäre? Ist das ein konstruktiver Austausch?

Müller: Ja, das möchte ich wirklich betonen. Es ist ja ein Gremium, was völlig neu in seiner Art und Zusammensetzung ist. Und ich kann bisher wirklich nur von einer sehr offenen und fairen Gesprächsatmosphäre berichten. Ich finde, es ist ein gutes Zeichen, dass das Zentralkomitee der Katholiken auch entscheidend beteiligt worden ist. Die Mischung ist gut zwischen Fachleuten, Kirchenvertretern, und so haben wir, glaube ich, ein sehr repräsentatives Gremium, das sich den Herausforderungen gut stellen kann.

DOMRADIO.DE: Sie sind ja als stellvertretende Vorsitzende dieses Berater- und Vermittlergremiums recht neu. Welche Aufgaben kommen da jetzt auf Sie zu?

Müller: Die Kirche ist in einer schwierigen Zeit, das ist unbestreitbar. Das hat mit finanziellen Rahmenbedingungen zu tun, das hat aber natürlich auch mit der Rolle der Kirche zu tun, vielen Kirchenaustritten, auch Dinge, die Gläubige verunsichern. Ich möchte das Thema Missbrauchsfälle ansprechen, aber natürlich auch die Hoffnung gerade der Laien auf dem Synodalen Weg und die Frage, wie partizipativ die katholische Kirche in Zukunft ist.

Der VDD wird nicht all diese Themen inhaltlich beraten, aber er wird eine Aufgabe haben, auch die finanziellen Rahmenbedingungen für diesen Dialog, für das neue Miteinander, darzustellen. Deshalb blicke ich gespannt auf diese nicht kleine Aufgabe.

DOMRADIO.DE: Im Verbandsrat sind vorwiegend Männer. Wie ist das für Sie, in der Minderheit zu sein?

Müller: Ich bin nicht die einzige Frau dort. Aber ich habe jetzt nicht das Gefühl, dass das Geschlecht eine Rolle spielt, sondern, dass wir in sehr konzentrierter Fachlichkeit dort arbeiten. Ich lasse mich auch im beruflichen Leben nicht davon abschrecken, sollte ich als Frau mal noch nicht in einer gleichberechtigten personellen Position sein. Ich glaube, die Frauen in der Kirche spielen eine extrem wichtige Rolle, und deshalb ist es auch gut, dass jetzt das Zeichen gesetzt wurde, mit mir, einer Frau, einer Laiin, diese Stellvertretung zu besetzen.

DOMRADIO.DE: Aber es ist ja nun mal so, wenn es in der katholischen Kirche darauf ankommt, dann entscheiden doch die Bischöfe der Bistümer. Sind Ihnen da nicht kirchenrechtlich automatisch auch Grenzen gesetzt, die einen in der Mitarbeit dann doch eher frustrieren müssten?

Müller: Natürlich gibt es diese Grenzen, und deshalb habe ich ja schon auf den Synodalen Weg verwiesen, auf den ich nicht nur als Mitglied des Zentralkomitees, sondern als engagierte Laiin in der katholischen Kirche wirklich sehr, sehr große Hoffnungen setze, dass hier auch der Reformprozess wirklich engagiert in Gang kommt. Im VDD ist, glaube ich, die unbestreitbare Fachlichkeit ein Thema. Ich habe vor dem Hintergrund meiner wirtschaftlichen Ausbildung und Expertise, glaube ich, eine starke Stimme in diesem Verbandsgremium.

DOMRADIO.DE: Themen wie Gleichberechtigung der Frauen in der Kirche stoßen aber dann doch von vornherein an Grenzen, weil Frauen in der Kirche nicht geweiht werden dürfen. Wie gehen Sie mit diesem Thema um?

Müller: Persönlich würde ich mir natürlich wünschen, dass das Diakonat der Frauen endlich auch konkrete Formen annimmt. Das sind all diese Diskussionen, die führen wir in einem intensiven Diskussionsprozess zwischen Zentralkomitee der Katholiken, zwischen anderen Laiengruppen, den kirchlichen Verbänden, mit den Bischöfen, mit der katholischen Amtskirche. Und deshalb blicke ich auch mit besonderer Erwartungshaltung auf den Synodalen Weg, der sich diese Fragen ja sehr konzentriert vorgenommen hat.

Das Interview führte Carsten Döpp.


Hildegard Müller / © Harald Oppitz (KNA)
Hildegard Müller / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR
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