Die Position der Kirche solle "neutral sein und der Versöhnung der Seiten dienen", sagte Benjamin in einem TV-Interview mit dem staatlichen russischen Auslandssender RT (Samstag). Er warb zugleich für eine Wiedergutmachung von Fehlern, die in der Krise begangen worden seien, ohne diese allerdings beim Namen zu nennen.
Kritiker werfen der orthodoxen Kirchenführung seit Wochen eine zu unkritische Haltung gegenüber dem autoritär regierenden Staatschef Alexander Lukaschenko und dessen Unterdrückung der belarussischen Demokratiebewegung vor. Ende August war das bisherige Oberhaupt der orthodoxen Kirche in Belarus, Metropolit Pawel, überraschend zurückgetreten. Das Leitungsgremium der russisch-orthodoxen Kirche, der Heilige Synod, wählte darauf in Moskau Benjamin, bisher Bischof von Borisow und Marina Gorka, zu seinem Nachfolger.
Trennung "eher aus politischen Gründen"
Der neue Metropolit von Minsk und ganz Belarus betonte in dem Interview die Verbundenheit des Landes mit Russland. "Unsere Völker stehen sich sehr nahe", so Benjamin. Die Trennung der sowjetischen Republiken sei "eher aus politischen Gründen" geschehen und "von außen" befördert worden. Es habe die Weisheit früherer Generationen gefehlt, "dieser Aufspaltung entgegenzutreten".
Die Mehrheit der Belarussen sind orthodoxe Christen. Metropolit Benjamin (51) ist im Gegensatz zu seinem Vorgänger Pawel ein Belarusse und kein Russe. Seine Ausbildung zum Geistlichen absolvierte er in Belarus.