Das Ende des Kirchenstaats vor 150 Jahren hat sich nach Worten von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin als Akt der Vorsehung erwiesen. Obwohl erst als "Trauma" erlebt, habe der Einmarsch italienischer Truppen in Rom 1870 letztlich das Papstamt in seiner universalen Dimension und Unabhängigkeit wachsen lassen, sagte Parolin bei einer Veranstaltung am Freitag in Rom. Man müsse die Geschichte in solchen langen Zeitabschnitten lesen; das sei eine "Lehre, die jederzeit gilt", sagte der Chefdiplomat des Papstes.
Parolin äußerte sich laut dem vatikanischen Mediendienst "Vatican News" bei einer Veranstaltung zum Gedenken an den Fall der römischen Mauer, die sogenannte "Breccia di Porta Pia" am 20. September 1870. Durch eine Bresche in der nördlichen Stadtbefestigung nahmen damals Truppen des italienischen Königs Viktor Emanuel II. gegen geringen Widerstand der päpstlichen Armee Rom ein. Am 6. Oktober wurde die Vereinigung des Kirchenstaats mit Italien proklamiert.
Von Konflikt zu Kooperation
Die spätere Schaffung des Vatikanstaats durch die Lateranverträge 1929 habe es Pius XII. gestattet, "unzählige Personen in Sicherheit zu bringen, die vom NS-Regime und den Besatzungstruppen in Rom gesucht wurden", sagte Parolin. Die Ereignisse von 1870 mit dem traumatischen Machtverlust des Papstes und der Konfliktstellung zwischen dem Königreich Italien und dem Heiligen Stuhl mündeten laut dem Kardinal in eine "Kooperation zwischen den beiden Institutionen".
Die Lateranverträge, welche die Unabhängigkeit des Papstes garantieren und der katholischen Kirche in Italien die Ausübung ihrer Tätigkeit gewähren sollten, unterstrichen zudem den "geistlichen und pastoralen Charakter der Kirche und ihres Oberhaupts", sagte Parolin. "Von der Porta Pia bis heute gibt es keinen Zweifel: Im Gedenken des Heiligen Stuhls herrscht Gewissheit über das Handeln Gottes und seiner Vorsehung", sagte der Kardinal laut "Vatican News".