"Wir haben für die Flüchtlinge, die aus Not zu uns kommen, eine menschliche Verpflichtung, und deshalb habe ich mit großer Freude die neue Enzyklika von Papst Franziskus gelesen, worin er ja von der politischen Nächstenliebe spricht", sagte Neymeyr am Montagabend in Erfurt. Der persönlichen Nächstenliebe müsse auch eine auf der politischen Ebene folgen, um Bedrohten und Verfolgten zu helfen.
Neymeyr betonte, es sei auch beachtlich, dass erstmals in einer päpstlichen Enzyklika ein Großimam erwähnt wird. Papst Franziskus habe ihn bei seinem Besuch Anfang 2019 in den Vereinigten Arabischen Emiraten getroffen und dieser habe ihn sehr beeindruckt. "Wir müssen mithelfen, dass die Religionen die Menschen zusammenführen und nicht auseinanderführen", so Neymeyr.
Ramelow vom Papst beeindruckt
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) sagte, er finde es "sehr bedeutsam", dass der Papst als religiöser Vertreter ein "derart politisch mächtiges Wort" spreche: "Diese Enzyklika sagt, wir müssen Impulse setzen, wie wir miteinander umgehen und miteinander klarkommen können. Man kann nicht mit Feindbildern gegeneinander arbeiten." Es habe ihn 2013 tief beeindruckt, so Ramelow, dass Franziskus seine erste Reise als Papst zu den Geflüchteten auf der italienischen Insel Lampedusa unternommen habe.
Ramelow kritisierte, es gebe immer noch kein gerechtes europäisches System für die Verteilung ankommender Flüchtlinge. Er empfinde es als "beklemmend", was derzeit in den Lagern auf den griechischen Inseln geschehe. "Diese Bilder dürfen wir uns in Europa nicht erlauben, und vor diesem Hintergrund ist die Enzyklika ein Aufruf und eine Mahnung an uns alle." Auch Neymeyr sagte: "Ich finde es einen Skandal, dass unbegleitete minderjährige Flüchtlinge solch ein Spielball politischer Interessen in Europa sind."
Beide äußerten sich bei einem Podium zum Thema "Heimat im Umbruch", das von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt und dem Katholischen Forum im Land Thüringen organisiert wurde.