Denn alle Prinzipien der Menschenwürde und der Personalität, die in der Gesellschaft gelten, dürften von der Kirche im Niveau nicht unterlaufen werden, erklärte Marx am Montagabend in München bei einer Veranstaltung in der Katholischen Akademie in Bayern. Schon vor 30 Jahren habe er in seiner Doktorarbeit dies geschrieben. "Das können Sie nachlesen. Ich bin sogar Bischof geworden mit der These." Ganz verkehrt könne das nicht gewesen sein.
Was das bedeute, habe er damals vielleicht noch nicht ganz begriffen, räumte der Kardinal ein. Aber im Laufe der Jahre sei ihm bewusst geworden, wie herausfordernd es sei, wenn die Sozialgestalt der Kirche kritisch mit einer gut funktionierenden Gesellschaft verglichen werde. Es könne nicht sein, dass etwa in der Kirche hingenommen werde, dass von oben nach unten regiert werde, während zugleich von ihr der Appell komme, in der Gesellschaft müsse auf Dialog geachtet werden.
Theologin vermisst Blick auf Geschlechter in Enzyklika
Diese "ekklesiologische Spiegelung" der Forderungen, die Franziskus in der Gesellschaft anmahne, vermisst auch die Münchner Professorin für Theologie in der Sozialen Arbeit, Anna Noweck. Kirche sei schließlich so etwas wie eine soziale Gemeinschaft und ein Ort, "wo wir besser sein müssten".
So heiße es schon im Evangelium "bei Euch aber soll es anders sein". Im Blick auf die Geschlechter etwa sei die Kirche "nicht inklusiv". Doch dies werde von Franziskus nicht thematisiert, bedauerte die Theologin. Sie räumte ein, dass es sich hierbei um eine schwierige Thematik handle, doch: "Er ist der Papst. Und er hätte das mal sagen können."