Das sagte das Mitglied der Päpstlichen Kinderschutzkommission am Donnerstagabend in Bonn. Mit Blick auf die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch stellte der Jesuit die Frage, warum die Kirche zwar bei den einzelnen Katholiken anmahne, Fehler zu bekennen, zu bereuen und wiedergutzumachen. Zugleich schaffe sie es als Institution nicht, eigene Fehler öffentlich zu bekennen und zu bereuen.
Zollner sagte weiter, es gebe in der Kirche einen Wandel, der aber nur sehr langsam voranschreite. Weltweit zeigten sich in vielen Ortskirchen die gleichen Prozesse der Verleugnung der Missbrauchsproblematik und der Verweigerung von Aufarbeitung. Die Mentalitäten veränderten sich nur sehr langsam: "Oft hört die Kirchenleitung auf nichts anderes als auf äußeren Druck."
Ackermann: Schon viel erreicht
Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Stephan Ackermann, betonte, auf der Ebene der Gesetze und Vorschriften habe sich viel geändert. Es sei wichtig, auf diesem Weg weiter zu gehen, auch wenn es mühsam sei. Er verwies auf die geplante Einführung einer kirchlichen Verwaltungsgerichtsbarkeit in Deutschland. Dann könne auch das Handeln von Bischöfen wirksam überprüft werden.
Die Erfurter Kirchenrechtlerin Myriam Wijlens forderte klare Regelungen, um zu überprüfen, dass Normen auch eingehalten werden. Verantwortlichkeiten müssten klar benannt und eingefordert werden.
Betroffenenvertreter beklagt "organisierte Verantwortungslosigkeit"
Der Sprecher der Betroffenen-Initiative "Eckiger Tisch", Matthias Katsch, sagte, er erlebe die Kirche als autoritäres System mit "organisierter Verantwortungslosigkeit". Bislang habe in Deutschland kein Bischof oder führender Kirchenrepräsentant Verantwortung für Vertuschung und Versagen übernommen. Fortschritte bei der Missbrauchsaufarbeitung gebe es nur auf öffentlichen Druck hin. Katsch betonte, weltweit warteten Zehntausende Opfer kirchlichen Missbrauchs darauf, dass die Kirche bekenne, bereue und Schaden wieder gutmache.
Der Ulmer Kinder- und Jugendpsychiater Jörg Michael Fegert beklagte eine große Sprachlosigkeit der Kirche bei Fragen von Sexualität und sexueller Ausbeutung. Sie sei sich offenkundig ihrer eigenen Lehre nicht mehr sicher - und angesichts neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse oft nicht diskussionsfähig. Mit Blick auf die Vertuschung von sexuellem Missbrauch schlug Fegert eine Analyse vor, welcher Bischof wem in seiner akademischen und kirchlichen Laufbahn verpflichtet gewesen sei. So ließen sich Schweigekartelle aufdecken.
Die Experten äußerten sich bei einer Tagung der "Kommission für Zeitgeschichte" zum Thema "Katholische Dunkelräume. Die Kirche und der sexuelle Missbrauch".