Weltkirche in der Coronakrise

"Wir sind als katholische Kirche eine Gemeinschaft"

Die Coronakrise belastet nicht nur die Menschen in Deutschland. In vielen anderen Ländern der Welt geht es den Menschen schlechter als hierzulande. Die Kirche spielt dort eine wichtige Rolle - braucht aber Unterstützung.

Symboldbild Maske in der Kirche/Gottesdienst in Corona-Zeiten (Bistum Essen)
Symboldbild Maske in der Kirche/Gottesdienst in Corona-Zeiten / ( Bistum Essen )

DOMRADIO.DE: Wie sehr betrifft Corona auch außerhalb Deutschlands die Menschen?

Judith Wüllhorst (Referat Freiwilligendienste im Ausland des Bistums Münster): In den letzten Monaten haben wir natürlich gemerkt, dass die Situation in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich ist und es kein Land gibt, das nicht von Corona betroffen ist und die Auswirkungen dieser Pandemie spürt. Die amerikanischen Länder sind etwas stärker betroffen und gleichzeitig spitzt sich natürlich auch aufgrund von ausbleibendem Tourismus und anderen Einnahmequellen in afrikanischen Ländern die Situation immer mehr zu. 

DOMRADIO.DE: Mit welchen Herausforderungen sind wir konfrontiert? Was sind die Erfahrungen aus der Krise in den vergangenen Monaten? 

Wüllhorst: In unserer Zusammenarbeit unterstützen wir viele Partnerinnen und Partner, die in pastoralen Zentren arbeiten oder in sozialen Einrichtungen, die natürlich in der Coronazeit besonders gefördert und gefordert wurden. Dort laufen Menschen auf, die Opfer von häuslicher Gewalt geworden sind. Wir hören immer wieder auch von Folgen des Lockdowns: ungewollte Schwangerschaften und Menschen haben ihr Existenzminimum verloren. Diese Menschen sind natürlich auf Strukturen angewiesen, die irgendwie Hilfe schaffen können, und das versuchen wir in den letzten Monaten verstärkt zu leisten. Vielleicht ist da auch das noch mal spannend: Gerade die Partnerinnen und Partner in den Gemeinden vor Ort sind natürlich nicht so wie wir hier in Deutschland relativ unabhängig von Kollekten oder Spendeneinnahmen, sondern sind darauf angewiesen, dass auch Gottesdienste stattfinden können, die jetzt nicht stattfinden. Das hat natürlich auch gravierende Auswirkungen. 

DOMRADIO.DE: Warum ist es so wichtig, sich in dieser Situation jetzt solidarisch zu zeigen, über Deutschland hinaus zu gucken und den Blick immer wieder auch mal über die eigenen Landesgrenzen hinaus zu bewegen? 

Wüllhorst: Ja, Sie sagten das grade schon so schön. Wir sind als katholische Kirche eine Weltkirche. Das heißt, wir verstehen uns auch als Lern-, Gebets- und Solidargemeinschaft. Und ich finde, gerade in diesen Zeiten zeigt sich, wie ernst wir machen mit dieser immer wieder gepriesenen Solidarität. Und das bedeutet eben auch nicht, wegzugucken angesichts der Situation in den Ländern vor Ort. 

DOMRADIO.DE: Wie kann die Kirche da helfen? Was ist ihre Aufgabe? 

Wüllhorst: Eine Möglichkeit ist es, immer wieder auch Projekte zu unterstützen, zu fördern und durch Spenden zu helfen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil bleibt der politische und gesellschaftliche Einsatz, damit die Situation nicht aus dem Blick gerät, damit die Menschen auch eine Stimme bekommen, die vielleicht nicht so medial präsent sind, und damit wir das nicht vergessen.


Quelle:
DR