Spaniens Regierungschef Sanchez beim Papst

Kein "herzliches" Gespräch?

Spaniens Ministerpräsident Pedro Sanchez ist am Samstag von Papst Franziskus im Vatikan empfangen worden. Nach Regierungsangaben aus Madrid bildeten der EU-Migrationspakt und ein stärkeres Engagement gegen den Klimawandel zentrale Gesprächspunkte.

Spaniens Ministerpräsident Sanchez im Vatikan / © Alessandra Tarantino/AP (dpa)
Spaniens Ministerpräsident Sanchez im Vatikan / © Alessandra Tarantino/AP ( dpa )

Der Vatikan nannte in seiner Pressemitteilung hingegen den Dialog zwischen der katholischen Kirche in Spanien und der Regierung als Thema. Es handelte sich um den ersten Besuch des sozialistischen Regierungschefs beim Papst.

Sanchez hob bei der Begegnung laut Angaben seiner Pressestelle die Notwendigkeit multilateraler Zusammenarbeit angesichts globaler Herausforderungen wie der Covid-19-Pandemie, sozialer Gerechtigkeit und nachhaltiger Entwicklung hervor. Dabei verwies er auch auf die jüngste Enzyklika "Fratelli tutti", in der Papst Franziskus zu weltweiter Solidarität aufruft. Weiter betonte Sanchez demnach übereinstimmende Ansichten über Maßnahmen gegen den Klimawandel und für legale Migration sowie für Bildungsförderung.

Ein wichtiges Wort fehlt

Das vatikanische Presseamt verbreitete das Video einer knapp zehnminütigen Ansprache des Papstes, in der er Sanchez und seine Begleitung an die Aufgaben eines Politikers erinnert. Dazu zähle, das Heimatland "gemeinsam mit allen" aufzubauen, die Nation zu stärken und sezessionistischen Denkweisen zu widerstehen.

Nach der Audienz bei Franziskus traf Sanchez auch mit dem päpstlichen Außenbeauftragten Erzbischof Paul Gallagher zusammen. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der protokollgemäß der Gesprächspartner gewesen wäre, war laut spanischen Medien terminlich verhindert. Als Themen hob das Vatikan-Kommunique "bilaterale Beziehungen und Fragen von gemeinsamem Interesse zwischen dem Heiligen Stuhl und Spanien" hervor. Die übliche Charakterisierung der Gespräche als "herzlich" fehlte.

Coronafälle in der Schweizer Garde

Im Verhältnis zwischen Staat und katholischer Kirche in Spanien gibt es aktuell verschiedene Reibungspunkte - neben gesetzlichen Regelungen zu Abtreibung und Sterbehilfe auch steuerliche und finanzielle Fragen.

Der Empfang des spanischen Regierungschefs im Vatikan stand unter dem Zeichen der Corona-Krise. Bei seiner Ankunft in einem dunklen Maserati im Hof des päpstlichen Palastes trugen Sanchez und seine Ehefrau Begona Perez einen schwarzen Mund-Nase-Schutz. Auch das Ehrenpikett der Schweizergarde trug medizinische Masken zu den Renaissance-Uniformen. In der päpstlichen Leibwache gibt es derzeit 13 Coronafälle.


Papst Franziskus / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA