Bei einem mutmaßlichen Terroranschlag in der Wiener Innenstadt sind am Montagabend mehrere Menschen getötet und verletzt worden. Das bestätigte ein Sprecher des Wiener Rettungsdienstes der österreichischen Nachrichtenagentur APA.
Der Anschlag in der Wiener Innenstadt hat nach Angaben von Österreichs Innenminister Karl Nehammer einen islamistischen Hintergrund. Ein am Montagabend von der Polizei getöteter und identifizierter Täter sei ein Anhänger der Terrormiliz «Islamischer Staat» gewesen, sagte Nehammer bei einer Pressekonferenz am Dienstagmorgen.
Mehrere Todesopfer und Verletzte
Demnach gibt es bisher vier zivile Todesopfer, zwei Männer und zwei Frauen. 17 weitere Menschen wurden laut jüngsten Medienberichten verletzt. «Wir gehen derzeit davon aus, dass es mehrere Täter gegeben hat», sagte Nehammer.
Derzeit liefen weitere Ermittlungen. Die Polizei rief die Wiener Bevölkerung auf, die Innenstadt zu meiden. Die Schulpflicht in der österreichischen Hauptstadt wurde ausgesetzt.
In der Nähe der Wiener Hauptsynagoge
Auf Videos, die der Privatsender "Oe24" am Montagabend ausstrahlte, war ein maskierter Schütze zu sehen, der auf offener Straße zumindest zwei Schüsse abfeuerte. Ein anderes Video zeigte eine große Blutlache vor einem Restaurant.
Am Montagabend kurz nach 20 Uhr waren nahe der U-Bahnhaltestelle Schwedenplatz die ersten Schüsse gefallen. Danach soll es an fünf weiteren Tatorten in der Nähe zu Feuerüberfällen gekommen sein. In der Gegend befindet sich die Wiener Hauptsynagoge. Die Ermittler prüfen einen antisemitischen Hintergrund der Tat.
Am Abend vor coronabedingtem Lockdown
Der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, schrieb auf Twitter, es könne derzeit nicht gesagt werden, ob der Stadttempel eines der Ziele war. "Fest steht allerdings, dass sowohl die Synagoge in der Seitenstettengasse als auch das Bürogebäude an der selben Adresse zum Zeitpunkt der ersten Schüsse nicht mehr in Betrieb und geschlossen waren."
Zudem handelt es sich um ein beliebtes Ausgehviertel, in dem sich am Abend vor Beginn des coronabedingten Lockdowns in Österreich noch zahlreiche Passanten aufhielten.
Polizei ruft zu Besonnenheit auf
Die Polizei rief die Bürger dazu auf, öffentliche Plätze zu meiden. "Wir sind mit allen möglichen Kräften im Einsatz. Bitte meiden Sie alle öffentlichen Plätze im Stadtgebiet", hieß es bei Twitter. Zudem wurde darum gebeten, keine Videos oder Fotos hochzuladen. "KEINE Videos und Fotos in sozialen Medien posten, dies gefährdet sowohl Einsatzkräfte als auch Zivilbevölkerung!"
In der Wiener Innenstadt werden nach Angaben der Polizei derzeit keine Haltestellen mehr vom öffentlichen Nahverkehr angefahren. "Bleiben Sie in Sicherheit, verlassen Sie öffentliche Orte umgehend", twitterte die Polizei.
Reaktionen der Kardinäle von Wien und Köln
Christoph Kardinal Schönborn, Erzbischof von Wien, hat sich noch in der Nacht auf Facebook zur Lage in Wien geäußert: "In diesen dramatischen Stunden bete ich mit vielen anderen, die über die Medien die tragischen Ereignisse im Herzen unserer Stadt mitverfolgen, für die Opfer, die Einsatzkräfte und dass es zu keinem weiteren Blutvergießen kommt." Was auch immer die Hintergründe für den Anschlag seinen, so sei blinde Gewalt durch nichts zu rechtfertigen, so der Wiener Erzbischof.
Auch der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat in der Nacht zum Gebet für die Menschen in Wien aufgerufen. "Ich bin betroffen und tief erschüttert von den Bildern und Nachrichten, die uns in dieser Nacht aus Österreich erreichen", so Woelki. Gewalttaten und Terror seien "durch nichts zu rechtfertigen."
Der evangelische Bischof Michael Chalupka schrieb auf Twitter: "Wien hält zusammen für das Leben in dieser Stadt. Terror wird den Zusammenhalt nicht spalten."
Politiker reagieren geschockt
Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz sprach von einem "widerwärtigen Terrorangriff". Das Land werde die Gefahr mit allen Mitteln bekämpfen. Um 10 Uhr am Dienstagmorgen wollte der Regierungschef sich in einer Rede an die Nation wenden.
Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron erklärte auf Twitter, die Franzosen teilten Schock und Trauer der Österreicher. "Dies ist unser Europa. Unsere Feinde müssen wissen, mit wem sie es zu tun haben. Wir werden nicht nachgeben."
Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zeigte sich entsetzt. Europa stehe in voller Solidarität an der Seite Österreichs.