In Begleitung der Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, begab sich Ministerpräsident Jean Castex am Freitag zu Gedenkfeiern an der Konzerthalle Bataclan, vor dem Stade de France und auf Cafe-Terrassen in Paris.
Rund um die von einem großen Polizeiaufgebot flankierte Aufführungshalle riefen Passanten und wenige Zuschauer die Namen der Opfer, wie französische Medien berichten. Mehrere Spitzenpolitiker und weitere Repräsentanten werden die Opfer am Abend vor dem Eiffelturm würdigen.
Das Pariser Wahrzeichen wird in der Nacht zu jeder vollen Stunde einige Minuten funkeln in Erinnerung an die Getöteten des 13. November 2015. Insgesamt kamen an dem Abend an den verschiedenen Tatorten 130 Menschen ums Leben. Es war einer der schwersten Terrorakte auf europäischem Boden, verübt von Anhängern der Miliz "Islamischer Staat" (IS). Die meisten Opfer starben bei einem Schusswaffenüberfall auf ein Rockkonzert im Bataclan.
Ex-Staatschef Hollande mit Ansprache
Der frühere Staatschef Francois Hollande erklärte mit Blick auf den wiedererstarkenden Terror in Frankreich: "Sie haben uns wieder angegriffen, mit fanatischen Extremisten, die aber Messer benutzen, um Angst zu erzeugen. Der Krieg auf unserem Boden ist daher noch nicht vorbei, aber seit 2015 wurden viele Kämpfe gewonnen." Für viele hätten die jüngsten Angriffe in Paris und Nizza mit mehreren Toten die schmerzhafte Erinnerung an den 13. November wiederbelebt.
Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian sagte beim Gedenken: "Was angegriffen wurde, war Sport, gemeinsame Freude, Musik im Bataclan." Die jüngsten Anschläge hätten weiteren Symbolen der Republik gegolten, erklärte er mit Blick auf die Ermordung des Lehrers Samuel Paty, der in seinem Unterricht Mohammed-Karikaturen gezeigt hatte, um über Meinungsfreiheit zu diskutieren, sowie die in der Kathedrale von Nizza getöteten Gläubigen. Frankreich lasse sich seine "Symbole der Freiheit" und die Religionsfreiheit nicht nehmen. "All dies sind unsere Werte, die wir schützen müssen", fügte er hinzu.
Neuerliche Offensive gegen Islamismus
Angesichts der neuerlichen Angriffe starteten die französischen Behörden kürzlich eine Offensive gegen den politischen Islam. Die Ermittler sollen stärker gegen Radikale und religiöse Eiferer vorgehen. Nach Angaben des Innenministers wurden seit Juli 48 von 231 «Gefährdern» ausgewiesen. "Es gibt immer noch mehr als 100 Ausländer mit ungeklärtem Status, die wir der Radikalisierung verdächtigen", erklärte Innenminister Gerald Darmanin. Im Dezember wolle er ein Gesetz gegen islamistischen Separatismus vorlegen.
Die Regierung drängt derzeit auf Notstandsgesetze und Regelungen für Gefährder nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis. "Es gibt keinen verurteilten Terroristen, der ohne doppelte Überwachung auf freien Fuß gesetzt sein wird", versprach Justizminister Eric Dupond-Moretti jüngst.