"Unsere Kirche ist weiter auf. Zu Gottesdienstzeiten können welche kommen und still sein", sagte der Pfarrer der evangelischen Kölner Lutherkirche, Hans Mörtter, am Mittwoch im Deutschlandfunk. "Es wird nichts geboten. Der Pfarrer hält einfach mal, so sage ich, die Schnüss (rheinisch für Mund)."
So wolle die Gemeinde etwa Musikern, Tontechnikern und Security-Leuten an die Seite treten. Für viele dieser Menschen gehe es derzeit um die Existenz. Seine Gemeinde unterstütze Betroffene auch mit Geldzahlungen, so Mörtter. Der Streik endet am ersten Adventssonntag.
Mit Konzertgefühl im Gottesdienst Musiker unterstützen
Auch die katholische Pfarrei Sankt Marien und Sankt Josef in Münster will Künstlern unter die Arme greifen. So engagiert die Gemeinde künftig Musiker für ihre Gottesdienste. Pfarrer Ulrich Messing sprach von einer "Win-Win-Situation": Die Gemeinde freue sich über vielfältige Musik in den Gottesdiensten und die Künstler könnten ein wenig Geld verdienen.
Um die Abstandsregeln einhalten zu können, richte sich das Angebot vor allem an Solo-Selbstständige, wie etwa Flötisten oder Solo-Sänger. Messing ermutigte auch andere Pfarreien, ihre Haushaltsmittel zu prüfen, um Musiker zu unterstützen und für "Konzertgefühl im Gottesdienst" zu sorgen.
Kirche sei keine Sondergruppe
Im sogenannten "Lockdown light" sind Gastronomie sowie Kultur- und Veranstaltungsbranche derzeit erneut von Schließungen betroffen. Die Kirchen können unter Auflagen Gottesdienste mit Gemeinde feiern. "Mit einem Sonderrecht sind wir eine Sondergruppe", warnte Pfarrer Mörtter auf Köln. "Wir sind aber keine Sondergruppe, sondern für unser Gemeindeverständnis gehören wir zu allen mit dazu."
Mörtter mahnte zudem zu mehr Engagement in der Pandemie. "Den Dornröschenschlaf von Kirche, den gab's ja schon vor Corona." Er riet dazu, Hilfe zu leisten, Geld zu mobilisieren und zu hinterfragen, in welche Richtung sich die Gesellschaft insgesamt entwickle.