Die heilige Cäcilia ist die Patronin der Kirchenmusik, ihr Gedenktag ist der 22. November. Üblicherweise feiern Chöre diesen Gedenktag: mit musikalisch festlich gestalteten Messen, geselligem Beisammensein und Ehrungen für verdiente Chormitglieder. Doch in diesem Jahr müssen die Chöre schweigen. Die Corona-Pandemie lässt den Sängerinnen und Sängern keine andere Wahl.
Harte Probe für die Chormusik
Die aktuelle Krise stellt auch die Chormusik auf eine harte Probe. Infektionsverhinderung und Kontaktvermeidung sind das Gebot der Stunde. Alle Konzerte wurden abgesagt, nur Gottesdienste mit Instrumentalbegleitung und singendem Organisten dürfen derzeit stattfinden.
Schon im Frühjahr gab es Befürchtungen, die Beschränkungen könnten den Fortbestand vieler Kirchenchöre gefährden. Singen ist nunmal ein geselliger Vorgang. Und der Ausstoß von Aeorosolen steht trotz vieler Studien mit zum Teil divergierenden Ergebnissen weiterhin unter Verdacht, beim Singen deutlich höher zu sein.
Kulturgut in Gefahr
Fünf Knabenchöre - die Regensburger Domspatzen, der Dresdner Kreuzchor, der Windsbacher Knabenchor, der Tölzer Knabenchor und die Augsburger Domsingknaben - hatten im Sommer in einem eindringlichen Appell formuliert, der monatelange Lockdown gefährde ein jahrhundertealtes Kulturgut. Nötig seien klare Rahmenbedingungen und ein Zeitplan für die Wiederaufnahme des Probe- und Konzertbetriebs. Dem hat der zweite Lockdown - obwohl als "light" bezeichnet - erst einmal einen Riegel vorgeschoben. Jetzt müssen die Chöre erneut verstummen.
"Der Chorbetrieb aller vier Chöre ruht vom 02.11.2020 bis einschließlich 30.11.2020. Bis zum 30.11.2020 finden keine Chorproben und chorisch gestaltete Gottesdienste statt. Alternativ werden für die Gottesdienste wieder kleinere Ensembles zusammengestellt", schreibt etwa die Kölner Dommusik auf ihrer Homepage. Dabei hatte man hier mittels eines ausgeklügelten Proben- und Raumplans und einem eigens im Seitenschiff der Kathedrale aufgebauten vergrößerten Chorpodest bereits auf Corona-Vorgaben reagiert.
Umfrage über Probenaktivität
Einen aktuellen Stand über die Probenaktivität vor dem Lockdown bietet eine Umfrage, die der Allgemeine Cäcilien-Verband (ACV) für Deutschland zusammen mit dem Deutschen Chorverband Pueri Cantores zu den Auswirkungen von Corona auf katholische Chöre durchgeführt hat.
Dass die Corona-Lage insgesamt sehr ernst ist, ist unter Katholiken allerdings weitgehend unbestritten. Immerhin 60 Prozent von ihnen meinen laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts "INSA Consulere", dass selbst Ausnahmen von der Corona-Schutzverordnung für Gottesdienste nicht gerechtfertigt seien. Die anfängliche Hoffnung, dass man im Herbst nun wieder mit dem Proben anfangen könnte, musste somit enttäuscht werden.
Neue Formate und Hoffnungsschimmer
Dabei gab es viele neue Formate und Hoffnungsschimmer. Jede Menge Konzepte wurden erstellt, wie Chöre unter den veränderten Rahmenbedingungen arbeiten könnten: mit aufgenommenen Tonbeispielen etwa, mithilfe derer Sänger zu Hause lernen können. Oder mit aufwendigen Schutzkonstruktionen und selbstgebastelten Absaugvorrichtungen, mit denen die Atemluft von Sängern aufgenommen werden kann.
Doch verhält es sich mit diesen Lösungen wie mit der App digital-stage.org, die Berliner Forscher entwickelt haben und die Online-Chorproben ermöglichen soll: Für größere Laienensembles ist das noch nicht realistisch. Zu teuer, zu aufwendig oder einfach technisch noch nicht ausgereift, lautet hier das Fazit.
Derzeit bleibt wohl nicht viel mehr als abzuwarten, wie sich der "Lockdown light" auf die Chorlandschaft auswirken wird, und nach Möglichkeit Kontakt untereinander zu halten. Immerhin: Konferenzschaltungen eignen sich nicht nur für Einzelstimmproben, sondern auch dafür, das Miteinander und Gemeinschaftsgefühl in dieser Zeit ohne Gesang zu pflegen.