Altbischof Wanke zu kirchlichen Polarisierungen

Zuweilen "auf dem falschen Marktplatz"?

​Der Erfurter Altbischof Joachim Wanke sieht Polarisierungen in der katholischen Kirche mit Gelassenheit. Er warnt zugleich vor zu hohen Erwartungen an den Synodalen Weg. Komplexe Fragen müssten auch weltweit bedacht werden.

Altbischof Joachim Wanke / © Harald Oppitz (KNA)
Altbischof Joachim Wanke / © Harald Oppitz ( KNA )

"Das Ringen um den rechten Weg ist uns ja nicht fremd, von der Frühzeit der Kirchengeschichte an", sagte er am Montag im Podcast des Bistums Erfurt. Polarisierungen überwinde man durch Gespräch und Nachdenken. Im kirchlichen Fall kämen noch speziell der Blick in die Bibel und in die Glaubenstradition hinzu.

"Es geht darum, mit anderen zusammen nach den Quellen zu fragen." Dazu gehöre auch eine "selbstkritische Betrachtung des eigenen Erbes - und was wir daraus gemacht haben".

Wanke, der am Donnerstag den 40. Jahrestag seiner Bischofsweihe begeht, warnte zugleich mit Blick auf den aktuellen Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland, den sogenannten Synodalen Weg, vor zu hohen Erwartungen: "Man sollte sich nicht der Illusion hingeben, man könne das ruckzuck und mit Mehrheitsentscheidungen alles klären.

Das sind komplexe Fragen, die auch in der weltweiten Dimensionierung bedacht werden müssen." Schwerpunktthemen des Reformdialogs sind die Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche.

Realistischer Blick auf die Kirche

Er habe zudem den Eindruck, dass die katholische Kirche zuweilen "auf den falschen Marktplatz" gestellt werde sagte Wanke: "Zum Beispiel, dass sie ein Club der Vollkommenen, der Heiligen und der Vorbildlichen sein müsste. Nein, das wäre Sektenmentalität, die uns überfordert."

Die Kirche sei von Anfang an eine "offene Gemeinschaft für Gute und für weniger Gute" gewesen, selbst unter den Aposteln habe es "schwache Leute" gegeben. "Da muss ich oftmals um mehr Realismus bitten", so Wanke. "Und ich bin nicht überrascht, wenn wir auch in Zukunft Sünder in unserer Mitte haben. So sehr wir auch dagegen ankämpfen müssen."

Wanke wurde 1941 in Breslau geboren und kam durch die Vertreibung mit seiner Familie nach Thüringen. Am 26. Juni 1966 empfing er im Erfurter Dom die Priesterweihe. 1980 ernannte Papst Johannes Paul II. Wanke zum Weihbischof in Erfurt.

Nach dem Tod von Bischof Hugo Aufderbeck am 17. Januar 1981 trat er dessen Nachfolge als Apostolischer Administrator in Erfurt und Meiningen an. 1994 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof des neu gegründeten Bistums Erfurt. Seit Oktober 2012 ist Wanke im Ruhestand. 

Synodaler Weg

Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.

Der Reformdialog Synodaler Weg dauerte von Ende 2019 bis Frühjahr 2023. Dabei berieten die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Delegierten über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland.

Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA