Der Bischof von Essen, Franz-Josef Overbeck, mahnt zu einem sorgsamen und sensiblen Gebrauch von der Möglichkeit, an den Weihnachtstagen Gottesdienste feiern zu dürfen. Als Grund nennt er den sehr kritischen Blick einer breiten Öffentlichkeit und empfiehlt darüber hinaus, "auf die Feier der werktäglichen Gottesdienste weitgehend zu verzichten“.
Ein sensibler Umgang mit dem Recht auf öffentlich zugängliche Gottesdienste ist selbstredend, allerdings weniger im Hinblick auf die Skepsis von Kritikern als in Verantwortung vor der Gesellschaft und zum Schutz vor Infektionen, wie auch die funktionierenden Hygienekonzepte zeigen. Die von Bischof Overbeck ausgesprochene Empfehlung, in den nächsten Wochen auf die werktäglichen Gottesdienste zu verzichten, ist allerdings der falsche Weg und scheint mehr ein wenig durchdachter Schnellschuss zu sein.
Betrachtet man den Vorschlag allein vom Gesichtspunkt des Infektionsrisikos aus, müsste eher ein Verzicht auf die stärker frequentierten Sonn- und Feiertagsgottesdienste erfolgen. Dagegen sind die zudem auch noch kürzeren und weniger aufwendig gestalteten liturgischen Feiern an den Werktagen unproblematisch.
Wer sich trotz der strengen Auflagen immer noch vor dem Restrisiko einer Infektion fürchet, dürfte sich werktags, wo jeder Gläubige gefühlt drei Bänke für sich allein hat, deutlich sicherer fühlen.
Ein weiteres Argument
Es gibt aber noch einen weiteren Grund, der vom Ausfall der werktäglichen Gottesdienste abraten lässt. Eine Konzentration der Weihnachtsgottesdienste auf die Festtage vom 24.12. bis zum 26.12. überlastet nicht nur mancherorts Haupt- und Ehrenamtliche. Stimmen mehren sich, die vom Kirchgang an Heiligabend und an den Feiertagen abraten.
Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff, will sich mit seiner Frau die Mitternachtsmesse mit Papst Franziskus im Fernsehen anschauen und in der Weihnachtszeit an einem Werktag selbst einen Gottesdienst besuchen.
Eine Verteilung der Gottesdienste auf die gesamte Weihnachtsoktav (25.12. bis 01.01.) und darüber hinaus würde zu einer Entzerrung und Entlastung führen. Und nebenbei böte sich so die Möglichkeit zu zeigen, dass Weihnachten nicht schon am 2. Feiertag endet, wie es in den vergangenen Jahren vielerorts praktiziert wurde, wenn das Seelsorgepersonal nach dem letzten Festgottesdienst in den Skiurlaub gefahren war.