Erzabtei Ottilien beobachtet bedeutsame Sternenkonstellation

Der "Stern von Bethlehem"?

Kann man am 21. Dezember den Stern von Bethlehem sehen? Pünktlich zum Weihnachtsfest taucht am Himmel eine besondere Konstellation auf. In der Erzabtei St. Ottilien beobachtet Bruder Josef diese von der Sternwarte aus und lädt zum Zusehen ein.

Symbolbild: Darstellung des Sterns von Bethlehem / © vovan (shutterstock)
Symbolbild: Darstellung des Sterns von Bethlehem / © vovan ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Kann man den Stern von Bethlehem tatsächlich am 21. Dezember sehen?

Bruder Josef Götz OSB (Erzabtei St. Ottilien): Wenn das Wetter mitmacht und der Himmel klar und offen ist, können wir eine Konjunktion von Jupiter und Saturn beobachten. Das heißt, wir können eine besondere Konstellation am Himmel sehen, die vielleicht vor 2000 Jahren auf ein ganz besonderes Ereignis hingedeutet hat – oder aber rückwirkend die Naturerscheinung auf Christus hin gedeutet wurde.

DOMRADIO.DE: Da waren gerade viele technische Begriffe dabei. Was passiert da genau am Himmel, damit wir das eben so dann auch erkennen können?

Bruder Josef: Jupiter und Saturn drehen sich annähernd kreisförmig um die Sonne, wie wir seit 500 Jahren wissen. Der Jupiter überholt den Saturn auf der Innenbahn. Von uns aus gesehen sind Jupiter und Saturn sehr nah beieinander und zwar ganz klein, noch viel näher als die Größe des Mondes.

DOMRADIO.DE: Die Weisen hatten damals keine Sternwarte. Kann man den Stern mit bloßen Augen erkennen, wenn das Wetter mitspielt?

Bruder Josef: Man kann ihn im südwestlichen Gebiet am späten Nachmittag und am späten Abend erkennen, am besten am 21. Dezember. Man kann es aber auch die vier Tage danach und davor gut erkennen, knapp über dem Horizont im Südwesten.

DOMRADIO.DE: Woher kommt eigentlich der Gedanke, dass das der Stern ist, der damals zum Stall mit Maria, Josef und dem Jesuskind geführt hat?

Bruder Josef: Es gibt wunderbare Naturerscheinungen. Sie haben sicherlich auch schon mal wunderbare Naturerfahrungen gehabt und Glaubenserfahrungen oder sind einem lieben Menschen begegnet. Man neigte in der Antike dazu, dies einfach mit übernatürlichen Phänomenen beziehungsweise mit besonderen Phänomenen in der Natur zu verbinden.

Glauben ist eine Entscheidung des Herzens. "Nur mit dem Herzen sieht man gut", wie Saint-Exupéry sagt. Daher hat man dann rückwirkend vermutlich das mit dieser Himmelserscheinung verknüpft.

DOMRADIO.DE: Was ist bei Ihnen am kommenden Montag geplant?

Bruder Josef: Es ist ein besonderes Ereignis. Wir werden das mit unserer Sternwarte beobachten, wenn der Himmel frei ist. Ansonsten in den Tagen davor oder danach. Man kann sich mit unserem Newsletter benachrichtigen lassen und dann bundesweit dazuschalten. Auf unserer Website www.Sternwarte-Ottilien.de können Sie diese Newsletter abonnieren und mit uns ungefähr 90 Minuten den Abend dann begleiten.

DOMRADIO.DE: Wegen Corona wird natürlich niemand außer Ihnen und den Brüdern vor Ort sein können in der Sternwarte. Gibt es da sonst größere Veranstaltungen?

Bruder Josef: Ja, wir haben einen Verein, der die Sternwarte betreut. Wir haben ein Gymnasium, wo Astronomieunterricht stattfindet. Und wir hatten an den Perseiden-Abenden vor zwei Jahren zum Beispiel, wo man Sternschnuppen beobachten konnte, rund 100 Gäste, Eltern und Schüler, die auch vor Ort waren.

Das Interview führte Carsten Döpp.


Bruder Josef Götz OSB (Erzabtei St. Ottilien)

Schulsternwarte St. Ottilien (Erzabtei St. Ottilien)
Quelle:
DR