Diese Krisen seien in der Welt und in der Kirche zu finden, schreibt der frühere Limburger Bischof in einem Gastbeitrag in der "Welt am Sonntag". Es gehe darum, "wie das Kind von Bethlehem auf dem Boden zu liegen und in den Himmel zu schauen. Ganz unten wieder neu zu lernen, nach oben zu schauen, kann Weihnachten in der Krise zum Wagnis eines neuen Aufbruchs machen."
Wie selten zuvor fühlten wir uns an diesem Fest zu Boden geworfen, schreibt Tebartz-van Elst, Mitglied im Päpstlichen Rat zur Neuevangelisierung, weiter. Krisen wie die Corona-Pandemie, die Klimakrise und der Verlust von Aufrichtigkeit machten "hilflos und ohnmächtig". Nicht nur die Missbrauchsfälle und die Pandemie forderten dazu heraus, "von unten her sehen zu lernen und die Sichtweise der Opfer einzunehmen".
"Neu hinschauen"
"Umkehr im Glauben und Veränderungen im Leben beginnen damit, neu hinzuschauen und einen anderen, bisher vielleicht ausgeblendeten Gesichtspunkt einzunehmen". Der Blickwinkel von Weihnachten sei etwas anderes als der Blick von oben herab. "Er ist Begegnung auf Augenhöhe ganz unten und dann in dieser Solidarität der gemeinsame Blick nach oben."
Das Fest werde in diesem Jahr anders sein, schreibt Tebartz-van Elst. "Gewohntes wird durchbrochen, um Gemeinsames deutlicher vor Augen zu bekommen." Geschenke erschienen weniger als materielle Gaben und als Genuss am Überfluss. "Im Mangel neue Möglichkeiten zu entdecken und in scheinbaren Verlusten Gewinne zu erahnen, kann zu jener Überraschung werden, die der Schenkende dem zu Beschenkenden wünscht." Weihnachten ganz unten sei ein Fest, um sich finden zu lassen. In diesem Jahr könne es einen "weiten Horizont der Hoffnung" schaffen.