Die belarussische Regierung hob laut Kirchenangaben das Einreiseverbot auf, das sie vor vier Monaten gegen den Vorsitzenden der nationalen Bischofskonferenz verhängt hatte. Die zuständigen staatlichen Stellen hätten mitgeteilt, dass es "keine Hindernisse für die Heimkehr" Kondrusiewiczs nach Belarus gebe, teilte der Papstbotschafter in Minsk, Erzbischof Ante Jozic, am Dienstagabend mit. Seit einem kurzen Aufenthalt in Polen Ende August hatten die Behörden Kondrusiewicz auf Betreiben des autoritären Machthabers Alexander Lukaschenko die Wiedereinreise verweigert.
Einsatz von Papst Franziskus
Die Kehrtwende erklärte der belarussische Außenminister Wladimir Makej damit, dass Papst Franziskus Lukaschenko darum gebeten habe, den Minsker Erzbischof wieder ins Land zu lassen. Der Sondergesandte des Papstes, Erzbischof Claudio Gugerotti, habe einen Papstbrief bei seinem Besuch vergangene Woche in Minsk übergeben. Aus "tiefstem Respekt vor dem Papst und aufgrund guter persönlicher Beziehungen" habe der Staatschef Franziskus' Bitte entsprochen und die Lösung der Angelegenheit angeordnet, sagte Außenminister Makej laut der staatlichen Nachrichtenagentur Belta. Ein weiterer Grund war ihm zufolge das bevorstehende Weihnachtsfest, obwohl es "eine Reihe von negativen Punkten" bei Kondrusiewicz gebe. Konkrete Vorwürfe nannte er nicht.
Vatikanbotschafter Jozic dankte den staatlichen Organen der Republik Belarus für die "positive Antwort auf die Bitte von Papst Franziskus". Nun könne Kondrusiewicz in seinem Erzbistum Weihnachten feiern.
Einreise Ende August verweigert
Der Minsker Erzbischof war Ende August nach eigenen Angaben zur Erstkommunion der Tochter seiner Nichte ins Nachbarland Polen gereist. Als er am 31. August nach Belarus zurückkehren wollte, wiesen ihn belarussische Beamte an der Landesgrenze ab. Er blieb seither in Polen, abgesehen von einer Reise in den Vatikan und zwei Besuchen in Litauen.
Lukaschenko beschuldigte den Erzbischof, sich Anweisungen aus Polen geholt zu haben. Laut der Kirche verstieß Minsk damit gegen ein Landesgesetz, wonach keinem belarussischen Staatsbürger die Einreise verwehrt werden dürfe. Später erklärte die belarussische Regierung zudem Kondrusiewiczs Reisepass für ungültig.
Proteste in Belarus
Hintergrund sind die Manipulation der Präsidentenwahl in Belarus am 9. August zugunsten von Lukaschenko und die seither anhaltenden Proteste. Kondrusiewicz hatte die Demokratiebewegung unterstützt und die Polizeigewalt gegen friedliche Demonstranten kritisiert. Lukaschenko warf der Kirche Propaganda gegen ihn vor.
Der seit 1994 regierende Lukaschenko betonte mehrfach seine besonderen Beziehungen zu Papst Franziskus und dessen Vorgänger Benedikt XVI. (2005-2013). 2016 besuchte er Franziskus im Vatikan und lud ihn nach Belarus ein. Vergangene Woche bezeichnete er den Papst als "Mann des Volkes".
Die meisten Belarussen gehören der orthodoxen Kirche an; rund zehn Prozent sind Katholiken. Die katholischen Bischöfe des Landes verurteilten Ende November in einer gemeinsamen Botschaft "Gewalt, Gesetzlosigkeit, Ungerechtigkeit und Unwahrheit".