Katholische Kirche in Belarus

Kreuze im Grenzgebiet zwischen Polen und Belarus / © Kasia Strek (KNA)
Kreuze im Grenzgebiet zwischen Polen und Belarus / © Kasia Strek ( KNA )

Die römisch-katholische Kirche hat in Belarus (Weißrussland) seit dem Ende der Sowjetunion 1991 einen starken Aufschwung erlebt. Die Zahl der Pfarreien vervierfachte sich auf rund 500; mehr als 1 Million der 9,4 Millionen Einwohner sind nach Kirchenangaben katholisch. Ein relativ großer Teil von ihnen gehört der polnischen Minderheit an, besonders im Westen von Belarus.

Nach der ebenfalls wiedererstarkten orthodoxen Kirche bilden die Katholiken die zweitgrößte Konfession im Land. Es gibt vier katholische Diözesen. Das 1798 gegründete Bistum Minsk ist das älteste und nach der Zahl der Gläubigen auch das größte. Mit der Erhebung zum Erzbistum Minsk und Mogilew 1991 führt es die Tradition des ebenfalls im 18. Jahrhundert gegründeten Erzbistums Mogilew weiter. Dieses war vor der Oktoberrevolution 1917 lange das Zentrum der katholischen Kirche des lateinischen Ritus im Russischen Reich.

Die Folgen der brutalen Verfolgung der Kirchen durch die sowjetischen Machthaber sind bis heute nicht überwunden. Es mangelt an belarussischen Priestern; etliche ausländische Geistliche vor allem aus Polen helfen aus. Insgesamt zählt die katholische Kirche in Belarus fast 500 Priester. Das Verhältnis zwischen orthodoxer und katholischer Kirche gilt als gut.

Vorsitzender der Bischofskonferenz ist der Minsker Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz (74). Er wurde am Montag nach einem einwöchigen Besuch in Polen von belarussischen Grenzschützern an der Wiedereinreise in sein Heimatland gehindert. Warum er bei der Fahrt mit dem Dienstwagen an der Grenze abgewiesen wurde, teilte man ihn nach eigenen Angaben bislang nicht mit. Die katholische Kirche sieht sich im Zuge der schweren politischen Krise in Belarus staatlichen Repressionen ausgesetzt. Der staatliche Hörfunk strich etwa die Live-Übertragung der katholischen Sonntagsmesse aus dem Programm und brach damit mit einer jahrzehntelangen Tradition.

Der mit harter Hand regierende Staatspräsident Alexander Lukaschenko hatte 2009 den damaligen Papst Benedikt XVI. (2005-2013) bei seinem Besuch im Vatikan erfolglos nach Belarus eingeladen. Ebenso lud er laut eigenen Angaben 2016 Papst Franziskus bei einer Begegnung im Vatikan ein. (kna/01.09.2020)