Der Chef der Regierungsbehörde für Religionsangelegenheiten verbietet dem polnischen katholischen Pfarrer Jerzy Wilk mit dem Widerruf der staatlichen Einladung ab sofort jegliche Seelsorgetätigkeit, bestätigte der Kanzler des Bistums Witebsk, Wiktor Misiewicz, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Mittwoch. Eine Erklärung für die Entscheidung habe man nicht erhalten.
Staatliche Repressalien für katholische Kirche in Belarus
Wilk leitete in dem Bistum seit drei Jahren eine Pfarrei nahe der Grenze zu Litauen. Weil es an belarussischen Priestern mangelt, helfen ausländische Geistliche vor allem aus Polen aus.
Die katholische Kirche in Belarus sieht sich seit Wochen staatlichen Repressalien ausgesetzt. So wird dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, dem Minsker Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz, nach einem Besuch in Polen seit Ende August die Wiedereinreise in seine Heimat verweigert. Kondrusiewicz bezeichnet das als Verstoß gegen ein Landesgesetz, wonach keinem belarussischen Staatsbürger die Einreise verweigert werden dürfe. Der Regierungsbevollmächtigte für Religionsangelegenheiten, Leonid Gulaka, hatte die katholische Kirche Ende August zudem erstmals nicht zu einer Sitzung des Interkonfessionellen Rates eingeladen. Dem Gremium gehören Vertreter der Kirchen, der Juden und Muslime an.
Spannungen zwischen Regierung und katholischer Kirche
Hintergrund der Spannungen zwischen Regierung und katholischer Kirche sind die Massenproteste gegen Staatschef Alexander Lukaschenko. Die belarussischen Bischöfe riefen zu einem nationalen Dialog zur Überwindung des Konflikts auf und kritisierten Polizeigewalt gegen Demonstranten. Lukaschenko warf der Kirche vor, Propaganda gegen ihn zu betreiben. Bereits in früheren Jahren entzog die Regierung mehrfach ausländischen Priestern die Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis.
Mehr als eine Million der 9,4 Millionen Einwohner sind nach Kirchenangaben katholisch. Die Mehrheit der Belarussen sind orthodoxe Christen.