Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick, hat das Einreiseverbot für den Minsker Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz in Belarus als inakzeptabel kritisiert. Das Vorgehen der Behörden sei zugleich ein Zeichen dafür, "wie sehr sich die belarussische Regierung von den friedlichen Protesten der vergangenen Wochen bedroht fühlt", erklärte der Bamberger Erzbischof am Sonntag in Bonn.
Kondrusiewicz habe angesichts der politischen Unruhen in Belarus wiederholt zu Gewaltlosigkeit und Gebeten aufgerufen. Er unterstütze die Forderung, einen Runden Tisch aller gesellschaftlichen Gruppen zur Überwindung der Krise zu organisieren. "Der Erzbischof ist ein Mann des Friedens und des Ausgleichs, der gerade jetzt in Minsk gebraucht wird", betonte Schick.
Schick ist für Gespräche in Belarus
Er sei überzeugt, dass nur Gespräche und Vereinbarungen zwischen Regierung und Opposition eine weitere Eskalation der angespannten Lage verhindern und eine Lösung herbeiführen könnten, die dem Willen des belarussischen Volkes entspreche. Kondrusiewicz sei "als Vermittler, aber auch als Stimme der im Westen des Landes ansässigen katholischen Minderheit gefragt", so der Weltkirche-Bischof.
Auch der Rat der katholischen Bischofskonferenzen Europas (CCEE) hatte die Aufhebung des Einreiseverbots verlangt. Man hoffe auf die "sofortige Heimkehr" des Bischofs und die Wiederaufnahme des Bischofsamtes.
Einreisesperre gegen Erzbischof
Belarussische Grenzschützer hatten Kondrusiewicz, der auch Vorsitzender der Belarussischen Bischofskonferenz ist, vor etwa einer Woche nach einem Besuch in Polen die Wiedereinreise verwehrt. Er bezeichnete das als Verstoß gegen ein Landesgesetz, wonach keinem belarussischen Staatsbürger die Einreise verweigert werden dürfe.
Staatspräsident Alexander Lukaschenko begründete die Einreisesperre damit, dass der Erzbischof nach Polen gereist sei, um dort "Anweisungen zu erhalten". Der katholischen Kirche warf er vor, Propaganda gegen ihn zu betreiben. Kondrusiewicz betonte unterdessen, er nehme nur Anweisungen des Papstes und des Vatikanbotschafters entgegen. Polen habe er auf Einladung der dortigen Kirche besucht.