"Die Corona-Pandemie hat eine Vielzahl kinderpolitischer Anliegen und Versäumnisse wie unter einem Brennglas deutlich gemacht", erklärte der Präsident des Kinderhilfswerks, Thomas Krüger, am Freitag in Berlin.
Als Beispiel nannte er unter anderem Mängel bei der Digitalisierung in den Schulen, bei der Förderung frühkindlicher Bildung oder beim Kampf gegen Kinderarmut.
Kinderperspektive berücksichtigen
Zwar habe es in den jeweiligen Politikfeldern Einzelmaßnahmen gegeben, so Krüger. Grundlegende Reformen seien aber nicht zu erkennen. "Gleichzeitig setzte sich im letzten Jahr der Trend fort, die allermeisten Entscheidungen ausschließlich aus Erwachsenenperspektive zu denken."
Deshalb sei "eine anhaltende Ausblendung und Verdrängung von Kinderinteressen" zu beklagen, so Krüger.
"Verlierer der Pandemie"
Um dies zu ändern, dringe das Deutsche Kinderhilfswerk "mit Vehemenz" auf die Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz. "Die mit der Corona-Pandemie verbundenen Einschränkungen werden uns noch viele Monate beschäftigen", warnte Krüger.
Gleichzeitig seien insbesondere Kinder aus armen und benachteiligten Familien "Verliererinnen und Verlierer der Pandemie".
Nachwuchs ärmerer Familien leidet am meisten
So könnten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einem niedrigen Bildungsabschluss und geringem Lohnniveau wesentlich seltener ins Homeoffice wechseln und so versuchen, ihren Nachwuchs beim Distanzlernen zu unterstützen.
"Wenn dazu noch die Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe geschlossen sind, das Schul- und Kitaessen wegfällt und gleichzeitig die Tafeln nur eingeschränkt arbeiten können, bleiben viele Kinder sprichwörtlich auf der Strecke."