Vor 200 Jahren starb Elizabeth Ann Seton - erste US-Heilige

Von der Witwe mit fünf Kindern zur Ordensgründerin

​Sie war Ehefrau, Mutter und Anglikanerin. Doch Elizabeth Ann Seton wurde als Witwe katholisch, gründete einen Orden und viele soziale Einrichtungen. Vor 200 Jahren starb sie und wurde die erste Heilige der USA.

Autor/in:
Barbara Just
Elizabeth Ann Seton / © Gregory A. Shemitz/CNS photo/KNA (KNA)
Elizabeth Ann Seton / © Gregory A. Shemitz/CNS photo/KNA ( KNA )

Eigentlich war für Elizabeth Ann Bayley (1774-1821) das klassische Leben einer anglikanischen Tochter aus gutem Hause im 18. Jahrhundert vorgesehen. Hineingeboren in eine prominente Arztfamilie in New York, erhielt das Mädchen eine ordentliche Ausbildung mit Französisch- und Musikunterricht. Auch eine gute Reiterin soll sie gewesen sein und mit ihrer lebendigen Art ein gern gesehener Gast auf Bällen. Gerade mal 19 Jahre ist die junge Frau alt, als sie sich in den reichen Importeur William Seton verliebt, ihn heiratet und fünf Kinder bekommt. In die Geschichte jedoch wird Seton eingehen als die erste Heilige der USA. Am 4. Januar jährt sich ihr Todestag zum 200. Mal.

In ihrem jungen Leben hatte sich für Elizabeth bislang alles gut gefügt. Doch nach der Geburt ihres fünften Kindes legt sich ein Schatten über das Eheglück. Die geschäftlichen Unternehmungen ihres Mannes führen zum Bankrott, zudem erkrankt er schwer. Mit dem letzten Geld reist die Familie aus gesundheitlichen Gründen im Herbst 1803 zu Freunden nach Italien. Doch das als heilsam erhoffte Klima nützt nichts mehr. Kurz nach Weihnachten erliegt William in Pisa seiner Krankheit. Die 29-jährige Witwe entscheidet sich daraufhin, für die nächsten Monate in der Toskana zu bleiben. Dort lernt sie im Hause ihrer Gastgeber immer mehr den Katholizismus kennen und schätzen.

Elizabeth Ann gründet eine Schule für Mädchen

Im Frühling 1804 kehrt Seton als überzeugte Katholikin mit ihren Töchtern und Söhnen nach New York zurück. Noch ein Jahr lässt sie sich Zeit und kehrt erst an Ostern 1805 der Episcopalkirche den Rücken. Freunde und Verwandte kritisieren und feinden sie an wegen dieses Schrittes. Onkel und Tante enterben ihr Patenkind sogar. Als auch noch die 16-jährige Halbschwester von William der Schwägerin nachfolgt, wird Seton der Proselyten-Macherei beschuldigt.

Um ihre Familie zu ernähren, versucht sie es mit einer Schülerpension. Der Erfolg stellte sich nicht ein, so nimmt die Witwe 1808 die Einladung eines Geistlichen nach Emmitsburg bei Baltimore an, um dort eine Schule für Mädchen zu gründen. Während ihre Söhne bereits eine höhere Schule oder Lehre beginnen konnten, dürfen die Töchter bei ihr wohnen bleiben und werden zusammen mit Klassenkameradinnen ausgebildet.

Aus Elizabeth Ann wird "Mutter Seton"

In dieser Zeit stoßen vier weitere Damen zu Elizabeth Ann dazu und unterstützen sie in ihrer Arbeit. Mit ihr legen die nun fünf Frauen im März 1809 die Gelübde der Armut, Keuschheit und des Gehorsams ab. Die Gemeinschaft gibt sich den Namen "Schwestern der Barmherzigkeit". Elizabeth Ann wird von nun an "Mutter Seton" genannt. In ihren Regeln folgen die Schwestern den Leitgedanken des heiligen Vinzenz von Paul.

Seton kann die Ausbreitung ihres Werkes noch erleben. Schulen, Waisenhäuser, Spitäler und Kinderheime kommen dazu. Heute gehören der Gemeinschaft, die vorwiegend in den USA und Kanada vertreten ist, nach eigenen Angaben über 3.000 Schwestern an. Die Gründerin der ersten US-Ordensgemeinschaft schreibt unter anderem Unterrichtsbücher, übersetzt religiöse Werke aus dem Französischen und verfasste geistliche Traktate. Zu ihrer seelsorglichen Aufgabe gehört es, Arme und Kranke, darunter auch Schwarze, in der Nachbarschaft zu besuchen.

Sterben auf Französisch

Schließlich erkrankt Seton an Tuberkulose, die zuvor schon ihre ganze Familie dahingerafft hatte. Langsam und schmerzvoll ist ihr Leiden. Ein wenig Portwein und sonst nichts soll sie zu sich genommen haben. Schon im Angesicht des nahenden Endes schreibt sie kämpferisch an ihre beste Freundin: "Ich will die wilde Betsy bis zuletzt sein." In der Nacht vor ihrem Tod beginnt sie selbst mit ihren Sterbegebeten; eine Mitschwester, die um ihre Liebe zu Französisch weiß, spricht mit ihr das Gloria und das Magnificat in dieser Sprache.

Seton stirbt am 4. Januar 1821 in Emmitsburg. Dort, auf dem einstigen Klostergelände mit Basilika und heute als "National Shrine" deklariert, ist auch ihr Grab. Papst Paul VI. sprach die Ordensgründerin 1975 heilig und forderte die Amerikaner auf: "Seid stolz auf sie, und kümmert euch darum, ihr Erbe, das vielfältige Frucht getragen hat, zu bewahren."


Quelle:
KNA