Nur in ökumenischer Verbundenheit bleibe die Kirche eine erkennbare Kraft in einer immer säkularer werdenden Gesellschaft, sagte der evangelische Theologe dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Immer mehr Menschen betrachteten ihre Religionszugehörigkeit kritisch, und immer weniger Menschen unterschieden zwischen Konfessionen. "Es macht für viele keinen Unterschied mehr, ob du evangelisch oder katholisch bist", sagte Meister, der auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ist. "Angesichts dessen wird sich der religiöse Diskurs zunehmend auf einfache Fragen zuspitzen: Glaubst du oder glaubst du nicht? Gehörst du zur Kirche oder nicht?"
Einheitliche Position zu zentralen gesellschaftlichen Themen
Deshalb sollten die christlichen Kirchen verstärkt mit einer Stimme sprechen und einheitliche Positionen zu zentralen gesellschaftlichen Themen beziehen, um die Anliegen von Christinnen und Christen im gesellschaftlichen Diskurs deutlicher vertreten zu können.
Als Beispiel für ein gelungenes ökumenisches Auftreten nannte Meister eine gemeinsame Erklärung aller katholischen und evangelischen Kirchen in Niedersachsen zur Corona-Pandemie. Ende Oktober hatten die katholischen Bischöfe aus Hildesheim, Osnabrück und Vechta, der Kirchenpräsident der evangelisch-reformierten Kirche sowie die evangelisch-lutherischen Bischöfe der Landeskirchen in Braunschweig, Oldenburg, Schaumburg-Lippe und Hannover in einem dringenden Appell auf die Nöte von Alten und Kranken sowie von Kindern und Jugendlichen in der Corona-Krise hingewiesen.
Wirtschaftlicher Druck zwinge zu Kooperation
Zudem bekräftigte Meister seine bereits im Vorjahr geäußerte Überzeugung, dass sich die Beziehungen zwischen evangelischen und katholischen Christinnen und Christen auch an der Kirchenbasis bis hin zu ökumenischen Gemeinden weiterentwickeln können. Zu engerer Kooperation zwinge allein schon der zunehmende wirtschaftliche Druck, der auf den Kirchen laste.
Sinnvoll sei etwa eine gemeinsame Nutzung von Gemeindeflächen, über die sich auch gemeinsame Aktivitäten entwickeln könnten: "Aus der abwechselnden Nutzung von Gemeindehäusern und Kirchenräumen könnten gemeinsame Gemeindefeste, Bibelkreise, Nachbarschaftsinitiativen und irgendwann auch regelmäßig miteinander gefeierte Gottesdienste erwachsen." Er könne sich vorstellen, "dass so Gemeinden entstehen, in denen die gelebte, geistliche Gemeinschaft konfessionelle Differenzen zweitrangig werden lässt", sagte Meister.