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Fünf Bischöfe, viele Messdiener, ein vollbesetztes Chorpodest mit dem Kölner Domchor, die Menschen dichtgedrängt in den Bänken und sogar stehend, dazu zahllose Kinder aus mehreren Bistümern, verkleidet als die Heiligen Drei Könige: Vor genau einem Jahr sorgte ein voller Dom mit kräftigem Gesang am Dreikönigstag für Hochfeststimmung - der Kontrast zwischen damals und heute könnte stärker wohl kaum sein.
Spür- und sichtbare Einschränkungen
Im Jahr 2021 sitzen nur wenige Gläubige in den Bänken, mit großem Abstand zueinander, alle mit Maske. Der Mädchenchor am Kölner Dom, der sonst nicht selten mit 80 Sängerinnen und mehr antritt, wird durch acht Mädchen vertreten. Wo dutzende Mädchen und Jungen aus verschiedenen Regionen als Sternsinger die Bänke füllen, sind nur ganz wenige Kinder da – der Lockdown und das strenge Hygienekonzept am Dom lassen mehr nicht zu.
Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki zieht zu Beginn der Messe in den Dom ein, ebenso Mitglieder des Domkapitels, die Weihbischofe, dazu die Messdiener – alle mit Mundschutz und auf Abstand. Die Orgel spielt genauso kräftig wie vor einem Jahr, auch der WDR-Hörfunk überträgt wie immer am 6. Januar live aus dem Kölner Dom.
Die Einschränkungen sind dennoch allgegenwärtig: Die trapezförmige Öffnung am Schrein, die sonst zu Dreikönig geöffnet wird, bleibt als Zeichen für die fehlenden Pilger geschlossen, nur die Sängerinnen des Mädchenchores dürfen singen, die Gemeinde muss schweigen. Ungewöhnlich klar klingt so das Lied „Es führt drei König Gottes Hand“ zu Beginn der Messe. In den Fürbitten später wird für diejenigen gebetet, die besonders unter der Pandemie leiden.
"Heilendes Licht Gottes"
Kardinal Woelki geht in seiner Predigt auf die besonderen Umstände ein, er will ein Zeichen der Hoffnung setzen. Die Gläubigen sollen "versuchen, das wärmende, wohltuende, heilende Licht seiner Liebe in uns aufzunehmen, um es durch unsere Herzen hindurch weiterstrahlen zu lassen in die Herzen anderer. Und wir werden dabei erfahren, wie sehr das Licht der Finsternis überlegen ist, welche Kraft ausgeht von einem Herzen, das liebt." Der Stern von Bethlehem als Hoffnungszeichen und Appell, in der Welt zum Wohl der Menschen und für Gottes Botschaft zu wirken, diese Worte wirken im fast leeren Dom nach.
Keine Sternsinger im Dom?
Kürzer ist das Pontifikalamt in diesem Jahr auch, denn durch die wenigen Gläubigen im Dom geht auch die Kommunionausteilung schnell vorüber. Doch ein Gottesdienst ohne Sternsinger am Dreikönigstag, kann das sein? Eigentlich gibt es jedes Jahr am Ende der Messe launige Worte des Kölner Erzbischofs und den Gesang der Sternsinger. „So, jetzt sind wir unter uns“, sagte schon Woelkis Vorgänger Joachim Kardinal Meisner jedes Mal, wenn der WDR-Hörfunk pünktlich um 11:15 Uhr die Übertragung beendete. Auf domradio.de ging die noch weiter, jedes Jahr sangen die Sternsinger ihre Lieder und spendeten den Gläubigen im Dom und den Zuschauern auf www.domradio.de den Segen.
„Gott hat ein Herz für uns“
Tatsächlich muss die traditionelle Prozession aller Gläubigen zum Schrein mit den Gebeinen der Heiligen Drei Könige am Ende der Messe entfallen – aber die Sternsinger kommen trotzdem. Mit Krone, Stern und Mundschutz erscheinen 5 Kinder nach dem Schlusssegen. Mit ihren hellen Stimmen füllen sie den Dom und sorgen so für einen besonderen Abschluss bei einem ungewöhnlichen Gottesdienst. Singen dürfen auch sie nicht, aber ihr Appell für Spenden für Kinder in Not wirkt auch so. Sie haben außerdem Segensaufkleber für die Gottesdienstteilnehmer zum Mitnehmen dabei – wenn sie schon nicht wie sonst von Haus zu Haus gehen können, soll es den Haussegen wenigstens in anderer Form geben.
Am 6. Januar ist in diesem Jahr wirklich vieles anders – aber eine traurige Veranstaltung ist das Pontifikalamt nicht, nur deutlich verhaltener. Und so gibt Erzbischof Woelki den Gläubigen Worte der Ermutigung mit auf den Weg: „Gott hat ein Herz für uns und das zeigen uns heute die Sternsinger!“