Weihbischof Puff kritisiert Suizid-Vorstoß

"Warum hat Hiob sich nicht umgebracht?"

Hat der Mensch ein Recht auf Selbsttötung? Dafür treten eine Reihe evangelischer Theologen ein. Kölns Weihbischof Puff kritisiert das vehement. Das Leben nehmen dürfe nur Gott, das zeige auch die biblische Geschichte des Hiob. Ein Impuls:

Tabletten auf einem Tisch / © PhotoStockPhoto (shutterstock)
Tabletten auf einem Tisch / © PhotoStockPhoto ( shutterstock )

"Mehr Unglück geht nicht. Er verliert nicht nur über Nacht seinen ganzen Besitz. Ein Wirbelsturm zerstört das Haus, in dem seine Familie feiert und alle seine Lieben sterben unter den Trümmern. Dann wird er selbst auch noch unheilbar krank und leidet unerträgliche Schmerzen. Mehr Unglück geht nicht. Hiob ist die biblische Figur für den Menschen, der furchtbares Leid durchstehen muss. Kein Wunder, dass dieser gläubige Mensch Gott nicht mehr versteht, an Gott zweifelt und gegen ihn wütet.

Meine Frage ist: Warum hat Hiob sich eigentlich nicht umgebracht? Jeder würde verstehen, wenn er sich in dieser ausweglosen Situation das Leben nimmt. Aber obwohl er vom Leid zermürbt ist, steht für Hiob fest: Gott hat mir das Leben geschenkt, nur Gott darf es mir auch wieder nehmen.

Wer hat recht? Hiob oder das Bundesverfassungsgericht, das ja geurteilt hat, es gehöre zur besonderen Würde einer Person, in Freiheit über sein eigenes Ende zu entscheiden? Einige evangelische Theologen vertreten inzwischen die Meinung, kirchliche Seniorenhäuser seien gute Orte, wo aus Respekt vor der Selbstbestimmung des Menschen ein gewünschter Suizid unter seelsorglicher Begleitung möglich gemacht werden sollte.

Ich finde, Hiob hat recht. Gott gehört das Leben. Gott hat es uns geschenkt und nur er darf es nehmen. Das Leben steht nicht in der Verfügungsgewalt des Menschen. Christen müssen sich in dieser Frage als Kontrastgesellschaft positionieren. Aufgabe der Christen ist es, Alternativen zur scheinbaren Ausweglosigkeit zu bieten, die zum Suizid führen könnten und durch eine bestmögliche palliative Versorgung zu helfen.

Und noch etwas lernen wir aus dem Buch Hiob: Schwerkranke brauchen keine Schwätzer. Sie brauchen Menschen, die sich ihren existenziellen Fragen stellen, selbst wenn sie keine Antwort wissen. Menschen, die das Schwere mit durchstehen, die da sind und da bleiben - aus Liebe.

Wenn ein leidender Mensch geliebt wird, entsteht etwas, was man kaum beschreiben kann. In aller Anfechtung, ein innerer Trost, trotz aller Schmerzen, ein innerer Frieden, vielleicht sogar eine Berührung mit Gott."

Weihbischof Ansgar Puff.

Zur Info: Den Täglichen Videoimpuls von Weihbischof Ansgar gibt es Montag bs Freitag im Video, im Radioprogramm betet er ab 22 Uhr das Nachtgebet.


Weihbischof Ansgar Puff / © Harald Oppitz (KNA)
Weihbischof Ansgar Puff / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR
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