Vor der traditionellen Veranstaltung hatten die Organisatoren wegen der Pandemie und aus Sicherheitsgründen nach dem Sturm auf das Capitol am 6. Januar den Marsch von der Straße ins Netz verlegt.
Ab mittags (Ortszeit) wurden die Reden führender Lebensschutz-Aktivisten auf der National Mall per Livestream übertragen. Als Hauptredner sollte der Football-Star Tim Tebow das Wort ergreifen. Zu der Messe in der "Saint Matthew"-Kathedrale war nur eine begrenzte Zahl von Teilnehmern zugelassen. Anschließend wollten die Teilnehmer zum Obersten Gericht, dem Supreme Court, marschieren und rote Rosen im Gedenken an die durch Abtreibungen getöteten Ungeborenen auf den Stufen des Gebäudes niederlegen.
Historisches Gerichtsurteil zur Abtreibung
Das Oberste Gericht hatte 1973 in dem Grundsatzurteil "Roe vs. Wade" Abtreibungen zur Privatangelegenheit erklärt. Der Marsch, den die Organisatoren als die größte Demonstration für das Leben bezeichnen, findet jedes Jahr am oder um den 22. Januar, dem Tag des Urteils statt.
Der neue US-Präsident Joe Biden hatte unmittelbar vor dem "March for Life" die sogenannte "Mexiko-City-Politik" gestoppt und ein entsprechendes Dekret unterzeichnet. Die unter Donald Trump geltende Regel verweigerte Nichtregierungsorganisationen im Ausland US-Steuermittel für Abtreibungen.
Kritik an Joe Biden
In einer Erklärung bezeichneten die katholischen Bischöfe der USA die Entscheidung Bidens als "unvereinbar mit der katholischen Lehre". Bidens Dekret fördere eine "aktive Zerstörung von Menschenleben in Entwicklungsländern", so die zuständigen Ausschussvorsitzenden der US-Bischofskonferenz, Erzbischof Joseph Naumann und Bischof David Malloy.
"Wir und unsere Mitbischöfe lehnen dieses Vorgehen entschieden ab. Wir bitten den Präsidenten eindringlich, sein Amt zum Guten zu nutzen und den Schwächsten, einschließlich der ungeborenen Kinder, Vorrang zu geben", so die Bischöfe. Die katholische Kirche sei bereit, mit der Regierung zusammenzuarbeiten und die Gesundheit von Frauen weltweit "in einer Weise zu fördern, die die ganzheitliche menschliche Entwicklung vorantreibt und die angeborenen Menschenrechte sowie die Würde jedes menschlichen Lebens, beginnend im Mutterleib, schützt".
Papst Franziskus hat allen, die in diesem Jahr am Marsch für das Leben virtuell teilnehmen, einen vollkommenen Ablass gewährt.