DOMRADIO.DE: Was reizt Sie an Ihrer neuen Aufgabe?
Britta Baas (ZdK-Pressesprecherin): Sehr viel. Es gilt ja, in Deutschland wahnsinnig viel zu verändern, zu bewegen. Gerade im Katholizismus. Die katholische Kirche selber ist leider in aller Munde wegen des Missbrauchsskandals, wegen vieler Problematiken, die sie aktuell gesellschaftlich mit sich führt. Dabei geht völlig verloren die Wahrnehmung, dass "katholisch sein" in Deutschland natürlich auch etwas ganz tolles, spannendes, was schönes sein kann.
Es gilt sozusagen eine Beziehung zwischen Menschen herzustellen, zwischen Institutionen, wo es um Warmherzigkeit, um verstanden werden, um gelingende Beziehungen geht. Und dafür sind Katholiken sozusagen per se zuständig, würde ich sagen. Das können die gut. Und ich hoffe, dass ich das in Zukunft in meiner neuen Arbeit als Pressesprecherin des ZdK auch umsetzen kann.
DOMRADIO.DE: Jetzt waren Sie ja zuletzt Redakteurin bei der Zeitschrift "Publik-Forum" mit den Themen-Schwerpunkten Zeitgeschichte, Religion, Genderfragen. Da haben Sie sehr kritisch auch nachgefragt. Jetzt müssen Sie Antworten geben auf eben diese kritischen Fragen. Wie bereitet man sich darauf vor?
Baas: Also meine Arbeit als frei tätige Journalistin in den letzten Jahren ist, wie ich finde, eine optimale Vorbereitung für das, was mich jetzt erwartet. Ich bin "drin" in all diesen Debatten. Ich kenne die Protagonisten und Protagonistinnen. Ich weiß genau, wie sich die Dinge verknüpfen. Und natürlich gehörte zu meinem bisherigen Job kritisch nachzufragen, haben Sie ganz genau so richtig gesagt. Aber es gehörte immer auch schon dazu, die Dinge zu bewerten, anzuschauen, Kommentare zu schreiben und zu sprechen. Und das wird auch in Zukunft natürlich wichtig sein, weil ich für das ZdK und dessen innere Meinungsfindung in die Gesellschaft hinein spreche. Und das will ich gerne tun. Und dass ich das inhaltlich tun kann, glaube ich deshalb - sonst hätte ich diesen Job niemals angenommen - weil das, was das ZdK in den letzten Jahren besonders ausmacht, ich habe das ja immer auch von außen kritisch angeschaut und beobachtet, ist eine wirklich innovative Arbeit im Blick auf das "katholisch sein" in Deutschland.
Da wird scharf diskutiert. Da wird um Meinung und Position gerungen. Da wird auch deutlich gemacht, dass es eine innere Vielfalt des Katholizismus - nicht nur in Deutschland, aber vor allem in Deutschland - gibt. Und daran will ich gerne mitarbeiten. Die Positionen, die da sind, sind mit dem, aus dem ich komme, sehr gut verbindbar. Und ich fühle mich da überhaupt nicht fremd und mich mühevoll einarbeiten müssend, sondern wirklich nahe und mit Motivation arbeiten könnend.
DOMRADIO.DE: Welche Themen möchten Sie denn setzen?
Baas: Also da gibt's einfach eine ganze Reihe, die sich jetzt geradezu aufdrängen. Setzen werde ich vor allen Dingen das, was die innere Debatte des ZdK mir auch aufgibt, zu setzen. Denn ich bin ja Teil des Ganzen und stehe jetzt nicht mehr nur für mich allein und meine Position.
Aber Themen, die relevant sind im Augenblick, ist grassierender Rechtspopulismus in der Gesellschaft. Wie verhält man sich dazu? Die Verbreitung von Hass und Fake News. Wie geht man dagegen vor? Dann die ganze Frage von zunehmender rasanter Vielfalt in der Gesellschaft. Was bedeutet das für Identität und Integration? Wie geht man da vorwärts? Aber auch ganz viele individual-ethische fragen, die ja im Augenblick großes Thema sind. Lebensschutz am Anfang oder am Ende des Lebens. Wir haben ja im Augenblick eine Riesendebatte über assistierten Suizid. Auch das sind alles Themen, mit denen sich das ZdK beschäftigen muss, sich natürlich bereits beschäftigt, da mussten die nicht auf mich warten, das ist ja schon der Fall. Es geht um eine gute Kommunikation dessen nach außen. Und dafür muss man innerlich glaubwürdig sein. Daran arbeitet das ZdK mit der Bischofskonferenz unter anderem aktuell im Synodalen Weg. Denn die katholische Kirche, mit der das ZdK ja oft identifiziert wird, obwohl es nicht identisch ist, hat ein Glaubwürdigkeitsproblem. Aufgrund des Missbrauchsskandals und aufgrund schwierig ablaufender Debatten.
DOMRADIO.DE: Glauben Sie, bei manchen dieser Themen werden Sie auch Kompromisse eingehen müssen?
Baas: Aber selbstverständlich. Zum demokratischen Verhalten in dieser Gesellschaft, zum demokratischen Verhalten in einem großen Verband, wie es das ZdK ist, muss man Kompromisse eingehen. Ein demokratischer Mensch ist ein Mensch, der per se Kompromisse suchen muss, damit die Gesellschaft und auch die Kirche funktioniert. Das ist nichts Schlimmes, sondern was Gutes.
Das Gespräch führte Verena Tröster.