Margaret Karram neue Präsidentin der Fokolar-Bewegung

Wahl wegen der Corona-Pandemie virtuell

​Die Palästinenserin Margaret Karram ist neue Präsidentin der internationalen Fokolar-Bewegung. Die Generalversammlung der katholischen Gemeinschaft wählte die 58-Jährige laut einer Mitteilung zur Nachfolgerin von Maria Voce.

Margaret Karram / © CSC audiovisivi (Fokolarbewegung)

Die Wahl fand wegen der Corona-Pandemie virtuell statt. Die 83-jährige Voce trat aus Altersgründen nicht mehr an. Die aus dem israelischen Haifa stammende Karram leitet die Geistliche Gemeinschaft in den nächsten sechs Jahren. Der Vatikan bestätigte die Personalie.

Vier Jahrzehte in der Fokolar-Bewegung

Die neu gewählte Präsidentin studierte Judaistik an der heutigen American Jewish University in Los Angeles. Sie gehört der Fokolar-Bewegung, für die sie in verschiedenen Positionen in den USA, im Heiligen Land und zuletzt in Italien tätig war, seit vier Jahrzehnten an. In Jerusalem war sie unter anderem Mitglied der Bischöflichen Kommission für interreligiösen Dialog im Heiligen Land und engagierte sich im Vorstand des Interreligiösen Koordinierungsrates in Israel (ICCI).

Seit 2014 war Karram im internationalen Fokolar-Zentrum für Italien und Albanien sowie den Dialog zwischen kirchlichen Bewegungen und neuen katholischen Gemeinschaften zuständig. Sie spricht neben Arabisch und Hebräisch auch Italienisch und Englisch. 2013 erhielt sie den interreligiösen Friedenspreis "Mount Zion Award", mit dem die Universität Luzern und die Dormitio-Abtei in Jerusalem das Engagement für den Dialog zwischen Juden, Christen und Muslimen würdigen.

Die Fokolar-Bewegung

Die Fokolar-Bewegung wurde 1943 in Trient von der damals 23-jährigen Chiara Lubich ins Leben gerufen. Für die 2008 gestorbene Gründerin läuft ein Seligsprechungsverfahren. Der Gemeinschaft stehen nach eigenen Angaben rund zwei Millionen Menschen in 182 Ländern nahe. Darunter sind neben Katholiken auch Angehörige anderer Glaubensrichtungen sowie Menschen ohne religiöses Bekenntnis.

Etwa 120.000 Mitglieder, darunter auch Priester und Bischöfe, gehören der Bewegung im engeren Sinn an. Das Statut schreibt ausdrücklich vor, dass an der Spitze eine Frau stehen muss; die Wahl eines Mannes ist nicht erlaubt. Ziel der Fokolar-Bewegung ist, auf Basis des Evangeliums Respekt und Toleranz zu stärken und zu mehr Einheit in der Welt beizutragen. Eine besondere Rolle spielt der interreligiöse Dialog.

Maria Voce zog nach zwölf Jahren als Präsidentin ein gemischtes Fazit. Nach dem Tod der Gründerin habe für die Gemeinschaft eine Phase der Neuorganisation begonnen, sagte sie vor einigen Tagen. Dieser Prozess habe in verschiedenen Bereichen "eine gewisse Orientierungslosigkeit" geschaffen, aber zugleich Gutes bewirkt. So hätten verschiedene neue Initiativen mehr Raum für Kreativität gegeben. Für die Zukunft blieben allerhand kritische Themen übrig, mit denen sich die Bewegung befassen müsse. Voce nannte einen Rückgang bei den Mitgliederzahlen sowie die "schmerzhafte" Aufarbeitung verschiedener Formen von Missbrauch.


Maria Voce, Präsidentin der Fokolar-Bewegung / © Stefano Dal Pozzolo (KNA)
Maria Voce, Präsidentin der Fokolar-Bewegung / © Stefano Dal Pozzolo ( KNA )
Quelle:
KNA