Nach einem letzten Gottesdienst mit dem Provinzial des Ordens, Pater Helmut Scharler, wurden zuerst dem Altar die Reliquien entnommen. Anschließend wurde das ewige Licht gelöscht, bevor der Kelch, das Altarkreuz und weitere religiöse Gegenstände in einer stillen Prozession aus dem Gebäude getragen wurden. Das Inventar soll später weiter im kirchlichen Rahmen genutzt werden:
Marienstatue geht nach Kamerun
Die Marienstatue geht nach Kamerun, Altar, Bänke und Orgel nach Pristina (Kosovo). Das Stahlkreuz über dem Altar und der Tabernakel werden nach Nigeria gebracht, wo die Pallottiner ein Jugendhaus bauen. Symbolisch überreichte Pater Scharler ein kleines Altarkreuz mit einer Reliquie des Ordensgründers Vinzenz Pallotti an einen Mitbruder aus Nigeria.
Was aus der bisherigen Kirche und den angrenzenden Ordensgebäuden wird, ist noch unklar. Der Orden verhandelt derzeit mit vier Investoren, die unter anderem die Einrichtung eines Alten- und Pflegeheims planen. Zudem gibt es Bestrebungen, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen.
1968, wenige Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, war der Grundstein für die damals moderne Zeltkirche gelegt worden, die auch in ihrer Form den Aufbruch in der katholischen Kirche widerspiegeln sollte, 1971 wurde sie eingeweiht.
Aufgabe aus persönlichen Gründen
Die Pallottiner verlassen 2021 nach 85 Jahren aus personellen Gründen Rheinbach. In der Stadt hatte der Orden ein Internat und ein Gymnasium betrieben und zudem über mehrere Jahrzehnte auch die örtliche Pfarrei Sankt Martin geleitet.
Der wohl bekannteste Zögling der Pallottiner in Rheinbach ist BAP-Sänger Wolfgang Niedecken. Seine Zeit im Internat von 1961 bis 1970 bezeichnete er kürzlich in einem Interview mit dem Pfarrbrief "Martinsecho" als "wunderschöne Jugend" - und das trotz des erlittenen Missbrauchs durch einen der Pallottiner.
2017 war die erste Pallotti-Kirche auf deutschem Boden in Stuttgart-Birkach vom Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst profaniert worden. Wie viele andere Orden leiden auch die Pallottiner unter Überalterung und Nachwuchsmangel.