Afrikaner engagieren sich für eigene Landwirtschaft

Auch Mali hat Orangen

Heimische Produkte wie Obst und Gemüse wurden in Westafrika lange als minderwertig und altbacken angesehen. Jetzt sind es vor allem junge Unternehmer, die viel Werbung für lokalen Konsum machen.

Markt im Senegal / © Damian Pankowiec (shutterstock)

Es ist kurz vor acht Uhr und noch angenehm kühl in Mountougoula, besonders im Schatten der Orangenbäume. Sie sind das Herzstück der "Latiland Organic Farm", einem Landwirtschaftsbetrieb eine knappe Autostunde von Malis Hauptstadt Bamako entfernt.

Hier wird ohne Chemikalien gearbeitet, dafür aber mit einem gut durchdachten System. Gegründet hat ihn Latifa Baby. Sie war nach Schule und Studium zunächst im Marketing und in der Unternehmenskommunikation tätig.

Für heimische Produkte fehlte die Wertschätzung

Doch schon damals wusste sie genau: "Ich will nicht in einem Büro sitzen." Dennoch musste die 32-Jährige einige Überzeugungsarbeit leisten, um das gut fünf Hektar große Familiengrundstück Schritt für Schritt in ein landwirtschaftliches Unternehmen umwandeln zu können.

Neben ihrer Begeisterung für den Obst- und Gemüseanbau war sie vor allem leid, teure Importwaren aus Nordafrika und Europa in Supermärkten und Verkaufsständen zu sehen, während es für heimische Produkte keine Wertschätzung gab.

In Südafrikas Supermärkten dominieren Importprodukte

"Es bricht mir das Herz. Für Orangen aus Marokko werden pro Kilo umgerechnet 2,30 Euro gezahlt. Kommen sie aus Mali, kosten sie nur etwa ein Fünftel. Dabei weiß jeder, der Landwirtschaft betreibt, wie viel Arbeit das ist." Mali ist keine Ausnahme.

Vor allem in den Supermärkten Westafrikas dominieren Importprodukte. Kein Problem, Hundefutter aus Belgien, Schokolade aus der Schweiz oder Wein aus Argentinien zu kaufen. Zum lokalen Angebot gehören allenfalls Saft, Erd- und Cashewnüsse, Gewürze und ein paar Mehlsorten.

Centre Songai und andere Initiativen wollen etwas ändern

Dabei gibt es seit vielen Jahren Initiativen, die das ändern wollen. In Porto Novo, der Hauptstadt Benins, gründete etwa der aus Nigeria stammende Dominikaner Godfrey Nzamujo 1985 das Centre Songhai, das mittlerweile Ableger in mehreren Ländern hat.

Etwa zeitgleich machte sich in Burkina Faso der damalige Präsident Thomas Sankara, der bis heute als Volksheld verehrt wird, für lokalen Konsum stark. Heute sind es vor allem junge, gut ausgebildete Frauen, die dafür werben und heimische Produkte aus der Nische holen wollen.

Gurken und Möhren über WhatsApp und Facebook

Dafür gehen sie neuen Wege. Latifa Baby etwa vertreibt ihre Orangen, Zucchini, Gurken und Möhren über WhatsApp und Facebook. Ihre Kunden sind jung und international. "Für Werbung im Fernsehen oder Radio habe ich kein Geld", sagt sie pragmatisch.

Auch präsentiert sie ihre Ernte bei Veranstaltungen und zeigt etwa, wie man aus Roter Bete einen Smoothie macht. Hilfreich sei dabei der Zusammenschluss "Made in Mali". Die Initiatoren organisieren etwa Märkte und haben neben Obst und Gemüse lokal hergestellte Kosmetik sowie Tees im Angebot.

Ausgezeichnetes Unternehmen

"Wir können hier Tolles herstellen. Darauf müssen wir stolz sein", fordert Latifa Baby. Wie reichhaltig die Palette sein kann, präsentiert gut 1.200 Kilometer weiter südwestlich in Togos Hauptstadt Lome Eric Assigbe.

Er ist Geschäftsführer von "Togosime", ein Geschäft, das neben Säften und Ölen auch Reis sowie im Land hergestellten Sekt und Wein verkauft. Gegründet hat es 2013 die Juristin Lucia Allah-Assogba, mit gerade mal 22 Jahren. Mittlerweile hat sie für ihren Unternehmergeist zahlreiche Auszeichnungen erhalten.

Eric Assigbe steht hinter dem Tresen des kleinen Ladens, der an einer Seitenstraße im Zentrum liegt, und hat gerade eine Packung Fonio verkauft; glutenfreie westafrikanische Hirse, die gerade wiederentdeckt und mitunter sogar als neues Superfood gehandelt wird.

Lokale Produktion schafft Arbeit

Gesundes Essen, dessen Inhaltsstoffe man kennt, erlebt er bei den Kunden als Hauptmotivation. Mittlerweile gibt es geschätzt zwischen 700 und 800 verarbeitete und verpackte Produkte aus Togo - Obst und Gemüse vom Straßenrand nicht mitgerechnet.

Sie fördern, so Assigbe, nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Wirtschaft. In Togo hat bis heute verschiedenen Schätzungen zufolge etwa jeder Zweite statistisch weniger als 1,90 US-Dollar täglich zur Verfügung. "Lokale Produktion, Weiterverarbeitung und Konsum schafft Arbeit", ist Eric Assigbe sicher. "Anders kann sich ein Land gar nicht entwickeln."


Quelle:
KNA