DOMRADIO.DE: Wie früh haben Sie mit Kirchenmusik angefangen?
Patrick Cellnik (Domkantor in Paderborn): Schon ziemlich früh. Ich bin auf einen katholischen Kindergarten gegangen. Ich habe dann auch eine katholische Grundschule besucht und war so schon immer bei uns in der Gemeinde sozialisiert, weil die Schulen und Kindergärten auch direkt nebeneinander liegen. So passierte es irgendwann, dass ich dann im Gottesdienst mal am Klavier saß und dann bin ich irgendwann auf die Orgelbank gerutscht.
DOMRADIO.DE: Was hat Sie daran gereizt?
Cellnik: Für mich war es immer ein Teil: ein Teil des Gottesdienstes, ein Teil meines Alltags, ob es jetzt die Blockflöte als Musikinstrument war oder das gemeinsame Singen im Chor. Ich habe für mich früh entdeckt, dass das ein schönes Ausdrucksmittel ist. Es ist etwas, was ich für mich gerne mache, für andere gerne mache und in meinem Glauben gerne tue. Je weiter ich gegangen bin, desto mehr war für mich dann klar, dass es das ist, was ich auch in Zukunft machen möchte.
DOMRADIO.DE: Anfang des Monats sind Sie an den Paderborner Dom berufen worden. Wie sind Sie denn ausgewählt worden?
Cellnik: Es gab im vergangenen Jahr eine Ausschreibung und dann ein dreistufiges Auswahlverfahren mit einer schriftlichen Bewerbung, einem Bewerbungsgespräch und anschließend einem praktischen Teil, in dem ich dann die Mädchen wie auch den Erwachsenen-Chor hier am Paderborner Dom kennenlernen durfte.
DOMRADIO.DE: Sie haben Kirchenmusik studiert, Gesangspädagogik und Chorleitung. Was davon wird denn am wichtigsten sein für Ihre Zeit am Paderborner Dom?
Cellnik: Das Schöne in meinem Studiengang "Chorleitung" ist, dass ich da noch einmal genau vertiefen kann, was es bedeutet, als Dirigent und Chorleiter eine Gruppe zu betreuen, die gemeinsam singt. Dazu gehören ganz technische Aspekte wie Bewegungsabläufe, die wir als Dirigenten machen. Da gehört auch noch einmal ein breites Repertoire zu.
Es gehört auch dazu, genau auf die Stimme zu gucken: Wo kann ich Sängerinnen und Sängern noch im Umgang mit ihrer Stimme weiterhelfen? Das ist natürlich für meine Arbeit, in der ich schwerpunktmäßig die Mädchenkantorei am Paderborner Dom leite, ein unglaublich fruchtbarer Austausch, der da entstehen kann. Ich bin ganz glücklich, dass ich diese Möglichkeit trotz allen Stresses, den das sicherlich mit sich bringt, habe und dass ich da hoffentlich einfach eine wechselseitige Bereicherung erlebe.
DOMRADIO.DE: Sie stammen aus dem Kölner Erzbistum, haben auch in Köln mit dem Studium angefangen, dann in Detmold weitergemacht. Hatten Sie die Stelle in Paderborn denn schon länger im Blick?
Cellnik: Nein. Ich hab die Mädchenkantorei 2017 bei einem Festival in Rio de Janeiro kennengelernt. Kennengelernt ist vielleicht ein kleiner Schritt zu viel. Wir sind uns da begegnet. Irgendwie war mir die Mädchenkantorei immer als sehr positiv, als sehr angenehm, sehr offen im Gedächtnis geblieben. Als ich dann die Ausschreibung gelesen habe, war es für mich gerade eine Zeit des Umbruchs, in der für mich auch klar war, dass ich Köln zumindest als Wirkungsstätte an Sankt Aposteln verlasse. So habe ich mich dann auf diese Stelle beworben und wollte mich diesem Verfahren stellen.
DOMRADIO.DE: Waren Sie überrascht, dass es geklappt hat?
Cellnik: Ich bin mir bei sowas nie sicher. Für mich war es jetzt auch tatsächlich das erste große Bewerbungsverfahren, was dann schon spannend ist. Natürlich nochmal besonders unter den derzeitigen Bedingungen, die natürlich auch im September noch vorherrschend waren. Da durften wir im Spätsommer zum Glück noch mit wirklichen Gruppen singen - in einem wirklich ganz großen Raum, mit unglaublich viel Abstand und unter schwierigen Hör-Bedingungen. Da ist es nicht ganz selbstverständlich, dass diese Zusage dann auch kommt. Daher war es schon eine Überraschung.
DOMRADIO.DE: Gibt es ein musikalisches Vorbild für Sie?
Cellnik: Ich habe tatsächlich viele musikalische Vorbilder, weil mich in meinem Leben immer ganz unterschiedliche Menschen begleitet haben oder auch gefördert haben. Auf der musikalischen Ebene, wenn ich jetzt ganz weit zurückgehe, gibt es natürlich tolle, tolle Musiker: Wenn ich da an die großen Kirchenkomponisten denke, die einfach Unglaubliches geschaffen haben, an dem wir auch immer wieder als Musiker zu kratzen versuchen. Es gelingt uns ja auch häufig.
Mich haben die Menschen sehr geprägt, die mich auf meinem musikalischen und menschlichen Weg bis hierhin begleitet haben. Das war Frau Biskupek, meine erste richtige Musiklehrerin in der Grundschule und im Folgenden auch mein damaliger Orgellehrer Dieter Leihbold. In der Kölner Zeit sind da auch einfach ganz viele Menschen, etwa Domorganist Herr Bönig, Domkapellmeister Metternich oder auch Domkantor Sperling, Richard Mailänder, der Erziözesan-Musikdirektor.
Ich habe durch ganz viele Menschen, die in Positionen sind, aber auch durch ganz viele Menschen, die mir Vertrauen geschenkt haben, ganz viel erleben dürfen. Darauf blicke ich sehr, sehr glücklich zurück.
Das Interview führte Dagmar Peters.