"Skandal ist eine Untertreibung", schrieb er auf Twitter. "Entweder stellt die Kirche endlich die Opfer von Sexualstraftätern an die erste Stelle oder sie wird ihre Glaubwürdigkeit verlieren."
Erstmalig solche Kritik von der Regierung
Wirtschaftsminister Gowin betonte, er habe selber vor vielen Jahren im Fall des Priesters Andrzej Dymer bei dessen kirchlichen Vorgesetzten interveniert. Seither sei aber "nicht viel" unternommen worden. Das Erzbistum Stettin-Cammin (Szczecin-Kamien) hatte zuvor mitgeteilt, dass Dymer am Dienstag nach einer langen Krebserkrankung im Alter von 58 Jahren gestorben sei.
Es ist das erste Mal, dass ein Minister der seit Herbst 2015 in Polen regierenden Nationalkonservativen die Kirche so wegen ihres Umgangs mit Missbrauchsfällen verurteilt.
Unmut auch innerhalb der Kirche
Auch innerhalb der Kirche ist der Unmut groß. Polens Primas Erzbischof Wojciech Polak, der auch Kinderschutzbeauftragter der Bischofskonferenz ist, sagte: "Die unerhörte Langwierigkeit der kirchlichen Verfahren im Fall des Pfarrers Andrzej Dymer und das Fehlen einer angemessenen Behandlung der Geschädigten in vielen Stadien dieser Verfahren sind nicht zu rechtfertigen." Er habe sich im Juni mit "zwei geschädigten Personen" getroffen. Es tue ihm leid, dass sich die Erwartungen der Geschädigten nicht erfüllt hätten.
Fall Dymer
Der Fall Dymer sorgt in Polen seit vielen Jahren für Aufsehen. Der Priester soll bereits Anfang der 90er Jahre vier Jungen eines Erziehungsheims missbraucht haben. Seit 1995 sollen seine Vorgesetzten davon gewusst, Dymer aber gedeckt haben.
Ein Sprecher des Erzbistums Danzig sagte der polnischen katholischen Nachrichtenagentur KAI, am 12. Februar habe das dortige Kirchengericht ein Urteil verkündet. Es werde jetzt der vatikanischen Glaubenskongregation und dem Erzbistum Stettin-Cammin zugestellt. Das Danziger Gericht wird sein Urteil laut dem Bistumssprecher nicht veröffentlichen.