DOMRADIO.DE: Offiziell heißt die Stelle "Büro für Glaubens- und Nachbarschafts-Beziehungen. Was verbirgt sich hinter diesem sperrigen Namen?
Klaus Prömpers (Journalist und USA-Experte): Sowohl George W. Bush als auch Barack Obama, wie auch jetzt wieder Joe Biden versuchen, mit diesem Büro etwas hinzubekommen, was nicht so einfach ist in dem Amerika, das auf der einen Seite von der Trennung zwischen Staat und Kirche lebt, wo aber auf der anderen Seite sehr viele Glaubensgemeinschaften sozial unterwegs sind, sozial tätig sind, sei es für Obdachlose, sei es für Asylsuchende, sei es für Menschen am Rande der Existenz. Eine ganze Menge Dinge, die eben solche privaten Initiativen tun. Insofern ist es sicher sinnvoll, die anzubinden und zu verbinden mit der Politik.
DOMRADIO.DE: Was ist das für ein Signal, dass Joe Biden dieses Amt wiedererweckt?
Prömpers: Das basiert auf seiner Wahlkampf-Botschaft "Build back better", also wieder aufzubauen, und zwar besser, als es in den vergangenen vier Jahren war. Dazu gehört zweifelsohne auch das, was er versucht zu realisieren - ob das gelingt, ist eine andere Frage - nämlich die USA zu heilen, wieder zu vereinen und wieder aufzubauen in Zeiten der Pandemie, der ökonomischen Schwierigkeiten durch die Pandemie, der Schwierigkeiten weltweit, was die Demokratie angeht, nach diesem 6. Januar.
DOMRADIO.DE: Wer wird in dem Büro die Fäden ziehen?
Prömpers: Chefin wird Melissa Rodgers. Die hat das auch schon in der zweiten Amtszeit von Barack Obama gemacht. Sie hat die vergangenen vier Jahre in der "Brookings Institution", in einem Think Tank, quasi "überwintert". Sie hat aber in der Zeit auch weiter gearbeitet und hat mit anderen gemeinsam daran gefeilt, wie dieses Amt noch zu verbessern ist. Sie hat beispielsweise einen umfangreichen Katalog vorgelegt, was da alles zu tun ist. Und sie wird das so auch in der Hand haben, dass es in verschiedenen Ministerien Ableger geben wird. Beispielsweise im Wohnungsbauministerium, im Außenministerium, im Verteidigungsministerium - auch dort überall sollen Glaubensgemeinschaften mit der aktuellen Politik vernetzt werden. Das heißt ja nicht, dass die in allen Fällen mit allem übereinstimmen müssen, aber dass sie gute Ideen aus Glaubensgemeinschaften auch in Politik einfließen lassen können.
DOMRADIO.DE: Wie haben die unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften auf die Neubelebung des Amtes reagiert?
Prömpers: Im Großen und Ganzen sehr positiv. Viele hatten gefordert, dass dieses Amt, das unter Donald Trump ziemlich in Vergessenheit geraten war und dann schließlich in der Endphase der Trump-Ära nur noch zur Wahlkampfmaschinerie degeneriert war, wieder sinnvoll genutzt wird. Es geht dabei auch teilweise um finanzielle Interessen der Glaubensgemeinschaften, denn als Glaubensgemeinschaft ist es nicht so einfach, in den USA Gelder des Staates zu bekommen, wenn man Obdachlose betreut oder Alleinerziehende. Auch da bietet dieses Amt Möglichkeiten, Ebenen einzuziehen in die Politik, die das erleichtern. Darum geht es zum einen und zum anderen geht es darum, gute Ideen aufzunehmen und zu verbreiten in den gesamten USA.
Das Gespräch führte Hilde Regeniter.