DRK-Studie zeigt regelmäßige Gewalt gegen Sanitäter

Bei Notruf Gewalt

Wer im Rettungsdienst arbeitet, ist häufig Gewalt ausgesetzt. Schläge und Tritte sind ebenso an der Tagesordnung wie verbale Gewalt, zeigt eine Studie des Deutschen Roten Kreuzes. Die Gründe sind vielfach zu hohe Ansprüche der Patienten. 

Autor/in:
Anna Mertens
Rettungswagen / © Nicolas Armer (dpa)
Rettungswagen / © Nicolas Armer ( dpa )

Rettungsdienstmitarbeiter werden in Deutschland regelmäßig Opfer verbaler oder körperlicher Gewalt. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) hervor, für die 425 Mitarbeiter von DRK-Rettungsdiensten befragt wurden. Zuvor hatte "Spiegel Online" über die Studie berichtet. Die Täter sind demnach in drei Viertel der Fälle die Patienten selbst, oftmals aber auch deren Freunde oder Angehörige.

Die Helfer berichteten für einen Zeitraum von zwölf Monaten von mindestens einem Gewaltvorfall im Einsatz - am häufigsten verbale Attacken wie Beschimpfungen oder Beleidigungen. Diese kommen bei nahezu jedem Fünften sogar mindestens ein- bis zweimal pro Woche vor. Gut 40 Prozent der Befragten sind ausschließlich von verbaler Gewalt betroffen, etwa ein Drittel beschreibt sowohl verbale als auch körperliche Übergriffe. Von ausschließlich tätlichen Übergriffen berichten 14,1 Prozent.

Viele der Rettungsdienstmitarbeiter seien ein- bis zweimal pro Monat von solchen Vorfällen betroffen. "Es kann demnach nicht von einem singulären Ereignis für den einzelnen Mitarbeiter im Rettungsdienst gesprochen werden", erklärte Studienleiter Peter Sefrin.

Verbale und körperliche Gewalt

Die häufigste Form verbaler Übergriffe waren laut Studie Beschimpfungen und Beleidigungen (91,1 Prozent), gefolgt von der Androhung von Gewalt (55,3 Prozent bei Mehrfachnennung). Bei tätlichen Übergriffen berichteten die Betroffenen vor allem von Schlagen und Treten (32,7 Prozent) sowie Schubsen (31,5 Prozent).

Jeder zweite Übergriff passiere in Innenstädten, viele in sozialen Brennpunkten und meist abends oder nachts, heißt es in der Studie. Oftmals ereigneten sich die Vorfälle auch rund um Großveranstaltungen aller Art; Alkohol oder Drogen spielten eine wesentliche Rolle.

Als Gründe für die Gewalt sieht die Studie zunehmend überzogene Ansprüche der Patienten gegenüber dem Rettungspersonal. Anders als früher versuchten mehr Patienten, diese Ansprüche mit Gewalt durchzusetzen.

DRK-Präsidentin fordert Schulungen und Strafverfolgung

"Die Ergebnisse sind erschreckend. Wir müssen leider feststellen, dass Beleidigungen, Beschimpfungen und auch körperliche Übergriffe mittlerweile zum Alltag im Rettungsdienst gehören", kommentierte DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt die Ergebnisse. Mitarbeiter müssten noch besser für solche Situationen geschult und Straftäter konsequent verfolgt werden. Auch drei Viertel der Befragten wünschen sich Schulungen.

Bei der nicht repräsentativen Studie wurden insgesamt 425 freiwillig ausgefüllte Fragebögen von Notfallsanitätern, Rettungsassistenten, Rettungssanitätern und weiteren Rettungsdienstmitarbeitern ausgewertet. Die Daten wurden von August bis November 2019 erhoben. Knapp 74 Prozent der Befragten waren Männer und vorrangig zwischen 18 und 29 Jahre alt.


Quelle:
KNA
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