In seinem am Wochenende veröffentlichten Hirtenbrief zur Fastenzeit schreibt Gerber: "Mehr denn je erleben wir in diesen Wochen einen Zustand unserer Kirche, den man mit dem Begriff 'armselig' umschreiben kann."
Finanzielle Mittel seien zwar "weiterhin vorhanden, wenn sie auch beunruhigend schnell abschmelzen", so Gerber.
"Aber der Kredit, den die Kirche im wahrsten Sinne des Wortes aktuell hat, ihre Glaubwürdigkeit, sie tendiert steil nach unten", schreibt der Bischof. Das sei sehr schmerzlich.
"Wir stehen vor einem entscheidenden Lern-Schritt"
Es müsse gefragt werden, ob die aktuelle Situation mit ihren inneren Widersprüchen und kaum auflösbaren Spannungen nicht auch das Potenzial habe, zu einer Zeit der tiefgreifenden "inneren Formung" der Kirche zu werden.
Die Kirche in Deutschland stehe "bei allem, was von uns selbst an notwendiger Aufklärung, Aufarbeitung und Selbstkorrektur gefordert ist, vor einem entscheidenden Lern-Schritt", gab sich Gerber überzeugt.
"Gott macht die Kirche"
Es sei der Schritt heraus aus einer Wenn-Dann-Logik, die dem Grundsatz folge: "Wenn wir nur dies oder jenes tun würden, dann ...". Denn es seien nicht Menschen, die die "Kirche machen", sondern Gott selbst.
"Es ist möglich, dass der Herr uns in eine Gestalt von Kirche hineinführt, die uns auf den ersten und auch auf den zweiten Blick armselig vorkommen wird, eine Form, die jenseits dessen liegt, was wir gerne hätten."
Der Hirtenbrief wird in der Diözese Fulda in den Vorabendmessen am Samstag und am Sonntag verlesen. Das bischöfliche Schreiben ist zudem auf der Homepage des Bistums abrufbar, auch als Audio-Datei.