Dies sagte Diez in einem ökumenischen Gedenkgottesdienst in der evangelischen Kirche der hessischen Kleinstadt am Mittwochabend in seiner Predigt laut Manuskript. Mit Blick auf die Tat fühle auch er sich als Priester und Bischof ohnmächtig: "Ich habe keine Antwort auf das Warum", sagte der katholische Geistliche.
Motiv des Täters bis heute unklar
Das Motiv des in Untersuchungshaft sitzenden 30-jährigen Täters Maurice P. ist bis heute unklar. Er war am 24. Februar 2020 beim Rosenmontagszug in der hessischen Kleinstadt mit dem Auto in die feiernde Menschenmenge gerast und hatte rund 90 Menschen, darunter viele Kinder, zum Teil schwer verletzt. Todesopfer gab es keine.
Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main hat bereits Anklage gegen den Amokfahrer erhoben. Vorgeworfen werden ihm versuchter Mord in 91 Fällen, gefährliche Körperverletzung in 90 Fällen und gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr.
Weihbischof Diez sagte weiter: "Ich spüre, dass Menschen etwas oder jemanden brauchen, dem sie ihre ganzen Gefühle hinhalten können, sie übergeben können. Es ist die bewusste oder unbewusste Suche nach einem starken Gegenüber, das alles annimmt und aushält." Für ihn als gläubiger Christ sei dies Gott, dem man alles übergeben dürfe: "Den Kummer, den Schmerz, die Dankbarkeit, dass niemand sein Leben lassen musste."
Miteinander feiern braucht Vertrauen
Die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Beate Hofmann, sagte in ihrer Ansprache: "Wir sind froh, dass niemand gestorben ist, aber wir wissen, dass viele Menschen für den Rest ihres Lebens Spuren dieser Amokfahrt an und in sich tragen werden." Trotzdem solle "diese Erfahrung nicht so mächtig werden, dass kein Platz mehr ist für Freude, für Lebenslust, für Gemeinschaft".
Die Angst voreinander solle das Miteinander nicht beherrschen. Miteinander feiern brauche Vertrauen. "Das soll wieder möglich sein, dieses Vertrauen zueinander, dieses miteinander Mensch sein, das dürfen die Attentäter unserer Zeit nicht kaputt machen, nicht in Volkmarsen, nicht in Hanau, nicht in Wolfhagen." In Hanau waren neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen worden, in Wolfhagen der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke (CDU).