Schuster: Gläubige weniger anfällig für Verschwörungsmythen

Religiöse Festigung statt Aberglaube

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hält kirchlich gebundene Menschen für weniger anfällig für Verschwörungsmythen. Dieses Muster tauche bei anderen Menschen immer wieder auf und bereitet ihm Sorgen.

Der "Aluhut" als Symbol für Krise und Verschwörungsglaube / © Boris Roessler (dpa)
Der "Aluhut" als Symbol für Krise und Verschwörungsglaube / © Boris Roessler ( dpa )

"Ich habe das Gefühl, dass diese Konflikte bei den Menschen, die in ihrem Glauben verwurzelt sind, die kirchlich gefestigt sind, auch religiös gefestigt sind, weniger problematisch sind", sagte Schuster am Montag bei einem Gespräch mit dem Würzburger Bischof Franz Jung auf Instagram. Es habe bei anderen wieder das alte Muster gegeben, die Verantwortung für Ereignisse, die man nicht deuten und erklären könne, bei Minderheiten zu suchen. "Das ist etwas, was mir auch Sorgen macht."

Bildschirm ersetzt nicht perönliche Begegnung

Er selbst vermisse während der Pandemie vor allem die persönlichen Begegnungen. "Was mir besonders gefehlt hat, ist die direkte Kontaktmöglichkeit mit der Familie, das heißt mit Kindern, insbesondere mit Enkelkindern", berichtete Schuster. "Das kann auch ein Bildschirm nicht geben in dieser Form." Geholfen hätten ihm dagegen das persönliche Gebet, aber auch religiöse Texte und Beiträge, wie sie die "Jüdische Allgemeine" regelmäßig veröffentliche.

Als "Almosen der Zeit" bezeichnete der Zentralrats-Präsident die Tatsache, weniger unterwegs gewesen zu sein, sondern Dinge vom heimischen Schreibtisch aus erledigen zu können, ohne dafür extra nach Berlin oder München fahren zu müssen. Er habe sich zudem angewöhnt, seinen Arbeitstag zu beenden, wenn die Tagesschau um 20 Uhr beginne. Die gewonnene Zeit habe er genutzt, mehr mit Bekannten und Freunden in Kontakt zu bleiben, per Telefon oder Skype.

Wunsch nach weniger Hektik nach der Pandemie

"Ich wünsche mir, dass wir einiges von dem, was wir zwangsweise an Ruhephasen haben, zwangsweise an Gelassenheit entwickeln mussten, dass wir dies mit in die Nach-Corona-Zeit nehmen", so Schuster. Er hoffe, dass es nach den Ein- und Beschränkungen nicht genauso hektisch weitergehe wie vor der Pandemie.

Der Zentralrats-Präsident sprach mit dem Würzburger Bischof in der Reihe #zwei1einhalb bei Instagram. Dort will sich Jung an insgesamt acht Abenden mit Prominenten, aber auch Menschen aus seinem Bistum austauschen. Grundlage dafür sind Anregungen des Bischofs zur Fastenzeit, die er dieses Jahr anstatt des sonst üblichen Hirtenworts veröffentlicht hat. Er wolle mit dem neuen Angebot raus aus der Einbahnkommunikation, sagte Jung.


Josef Schuster (l.), Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, und Franz Jung, Bischof von Würzburg / © Harald Oppitz (KNA)
Josef Schuster (l.), Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, und Franz Jung, Bischof von Würzburg / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA
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