In Myitkyina im nördlichen Bundesstaat Kachin seien mindestens zwei Männer getötet worden, mindestens drei weitere seien schwer verletzt worden, sagte ein Augenzeuge der Deutschen Presse-Agentur. Auf Fotos in sozialen Netzwerken war der leblose Körper eines Opfers zu sehen. "Wir waren etwa 400 Leute, als das Militär plötzlich geschossen hat", erklärte der Aktivist Kyaw Zin Oo. Die Opfer seien vor einer katholischen Kirche ums Leben gekommen.
In Pyapon südlich von Yangon (früher: Rangun) starb ein 30-Jähriger lokalen Medien zufolge durch einen Bauchschuss. Sechs weitere Demonstranten wurden verletzt. Am Sonntagabend schoss die Polizei in der Stadt Htilin auf eine Menschengruppe, als diese die Freilassung eines festgenommenen Demonstranten forderte. Ein Mann kam ums Leben, es gab mehrere Verwundete, wie das Portal "Myanmar Now" schrieb.
Landesweit gingen zum Wochenbeginn erneut Zehntausende Menschen auf die Straßen, um gegen den Militärputsch von Anfang Februar zu protestieren. Die Demonstranten fordern seit fünf Wochen die Freilassung und Wiedereinsetzung der festgesetzten Regierungschefin Aung San Suu Kyi. In der vergangenen Woche hatte die Gewalt ihren bisherigen blutigen Höhepunkt erreicht: Nach UN-Angaben starben allein am Mittwoch 38 Menschen. Internationale Appelle und Sanktionen, die etwa die USA und Großbritannien gegen die Generäle verhängt haben, blieben bislang ohne Wirkung.
Zahlreiche Razzien
Am Sonntagabend führte die Armee zahlreiche Razzien in Yangon durch. Aus mehreren Gegenden der ehemaligen Hauptstadt wurden laute Schüsse gemeldet. Sicherheitskräfte rückten unter anderem vor Krankenhäusern und Universitäten an und patrouillierten durch Wohngegenden. Zahlreiche Menschen sollen festgenommen worden sein.
Angesichts der anhaltenden Gewalt hat das Auswärtige Amt seine Reise- und Sicherheitshinweise für das südostasiatische Land erweitert. Deutsche, die sich noch im Land aufhielten, sollten möglichst das Land verlassen: "Wenn Sie sich derzeit in Myanmar aufhalten, prüfen Sie, ob Ihre Anwesenheit in Myanmar zwingend erforderlich ist, und erwägen Sie ggf. Ihre Ausreise", heißt es auf der Webseite.
Am 1. Februar hatte das Militär gegen Suu Kyi geputscht. Die 75-Jährige hatte die Parlamentswahl im November klar gewonnen. Seit dem Umsturz reißen die Massenproteste nicht ab. Das Militär versucht mit zunehmender Härte, den Widerstand zu brechen.