Alles beginnt am Dienstag, 12. März 2013, um 16:30 Uhr: Die 115 wahlberechtigten Kardinäle versammeln sich in der Cappella Paolina, einer kleinen Seitenkapelle der Sixtinischen Kapelle. Nach einem kurzen Gebet ziehen sie zum Gesang der Allerheiligenlitanei in die Sixtina ein. Unter dem weltberühmten Gemälde des Jüngsten Gerichts von Michelangelo schwören sie, die Gesetze einzuhalten und über den Verlauf der Wahl Stillschweigen zu halten.
Nach der Eidesleistung aller Wahlberechtigten, die sortiert nach Kardinalsrang und Ernennungsdatum in der Kapelle Platz genommen haben, verschließt Zeremonienmeister Guido Marini mit den berühmten zwei Worten die Türen: "extra omnes". Die Wahlhandlung kann beginnen. Um 19:41 Uhr dann das erste Rauchzeichen: Schwarz. Der erste Wahlgang ist abgeschlossen und es ist noch kein neuer Papst gefunden.
O'Malley, Scola, Scherer?
Viel wird im Vorfeld über mögliche Namen diskutiert. Kandidaten sollten "papabile" - wählbar - sein. Kardinal O'Malley aus Boston, Kardinal Scola aus Mailand, Kardinal Scherer aus São Paulo und einige andere. Spekulationen für die Interessierten und die Medien draußen vor der Kapellentüre. Was drinnen passiert, dringt nach Brauch und Wahlregel nicht nach außen. Bekannt ist nur der geplante Wahlablauf. Am zweiten Wahltag, dem Mittwochmorgen - 13. März - beginnt es mit einer heiligen Messe, bevor zweiter und dritter Wahlgang anstehen. 11:38 Uhr: Das zweite Rauchzeichen: Wieder schwarz. Immer noch kein neuer Papst.
Der vierte und fünfte Wahlgang sind dann für den Mittwochnachmittag angesetzt. Langsam steigt die Spannung. Ein weißes Rauchzeichen wird wahrscheinlicher. Benedikt XVI. war 2005 im vierten Wahlgang gewählt worden. Bis jetzt hat aber kein Kandidat die erforderliche Zweidrittelmehrheit der Stimmen bekommen.
Schwarzer Rauch, oder ...?
Um genau 19:06 Uhr dann das dritte Rauchsignal aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle. Der Rauch erscheint sehr dunkel - zuerst. Mit jeder Schwade hellt sich der Rauch auf. Weißer Rauch. Es gibt einen neuen Papst.
Die Uhren zeigten 20:13 Uhr, als dann die Erlösung für alle Wartenden kommt. Kardinalprotodiakon Jean-Louis Tauran verkündet das, worauf alle gewartet hatten: "Annuntio vobis gaudium magnum: Habemus Papam!" Ich verkünde euch eine große Freude: Wir haben einen Papst - und der heißt Jorge Mario Kardinal Bergoglio, der Erzbischof von Buenos Aires. Eine Überraschung auch für viele Experten. Obwohl Bergolio bereits bei der Papstwahl 2005 gehandelt wurde, hat ihn nun kaum jemand auf dem Zettel.
Solange wie es bis zum "Habemus Papam" dauert, so schnell geht es jetzt. Der neue Papst Franziskus, kein anderer vor ihm wählte diesen Namen, betritt in aller Bescheidenheit bekleidet nur mit der weißen Albe, ohne Mozetta und Stola, die Mittel-Loggia der Petersbasilika. Grenzenloser Jubel brandet auf. Seine ersten Worte an die Gläubigen: "Buona sera - Guten Abend. Ihr wisst, dass das Konklave die Pflicht hat, Rom einen Bischof zu bieten. Es scheint so, als ob meine Kardinals-Brüder fast bis zum Ende der Welt gehen mussten. Aber wir sind nun hier."
Nach einem Gebet für seinen Vorgänger Benedikt und einer ersten kurzen Ansprache eine weitere Demutsgeste des neuen Papstes Franziskus: "Bevor der Bischof das Volk segnet, bitte ich darum, dass ihr den Herrn bittet, damit ich gesegnet werde. Das Gebet des Volkes, das den Segen für seinen Bischof erbittet."
Matthias Friebe