"Das Dokument steckt in einer Morallehre fest, die in den fünfziger Jahren formuliert worden ist", schreiben Goertz und Striet in einem am Dienstag veröffentlichten Gastbeitrag für das Portal katholisch.de. Die theologische Entwicklung des letzten halben Jahrhunderts werde "großzügig umschifft". Stattdessen habe sich der Vatikan in einer "katholischen Binnenwelt" eingerichtet.
Keine Vollmacht zur Segnung homosexueller Paare
Laut der am Montag verbreiteten Erklärung der Vatikanischen Glaubenskongregation hat die katholische Kirche keine Vollmacht, homosexuelle Partnerschaften zu segnen. Zwar sei bei solchen Initiativen "der aufrichtige Willen" zu erkennen, "homosexuelle Personen anzunehmen, sie zu begleiten und ihnen Wege des Glaubenswachstums anzubieten", heißt es in dem Papier.
Da aber die Verbindungen von homosexuellen Paaren nicht dem göttlichen Willen entsprächen, könnten sie nicht gesegnet werden.
Die gesamte Argumentation zeuge davon, "wie schwer sich Rom immer noch mit dem modernen Freiheitsdenken tut", schreiben Goertz und Striet. Dies werde letzten Endes dazu führen, "dass immer weniger bereit sind, sich dem Anspruch zu unterwerfen, das Lehramt könne in eigener Vollmacht darüber entscheiden, wozu es in sittlichen Fragen bevollmächtigt ist und wozu nicht".
Wie hoch ist der Preis?
Die Glaubenskongregation wolle nicht, dass in der katholischen Kirche homosexuelle Partnerschaften als Liebesbeziehungen gewürdigt werden. "Fragt sich nur, welchen Preis die Bischöfe bereit sind für diese Weigerung noch zu zahlen. Die Emanzipation der Katholikinnen und Katholiken von der Kirche als Mutter und Lehrmeisterin der Moral wird das Dokument aus Rom weiter beschleunigen."
Striet ist Inhaber des Lehrstuhls für Fundamentaltheologie an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Freiburg, Goertz Professor für Moraltheologie an der Universität Mainz.