Mertes werde mit dem "Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland" ausgezeichnet - gemeinsam mit dem Betroffenenvertreter Matthias Katsch. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier werde die Orden nach Ostern überreichen. Nachgefragt hatte die Wochenzeitung "Die Zeit".
"Man hat wissentlich vertuscht"
In der "Zeit" (Donnerstag) zieht Klaus Mertes eine Bilanz der kirchlichen Aufarbeitung und attestiert der katholischen Kirche: "Man hat wissentlich vertuscht, was als schwere Straftaten erkennbar war. Wie brutal da der Täterschutz über den Opferschutz gestellt wurde, das hat mich umgehauen."
Mertes warnt jedoch, dass die Kirche jetzt nicht versuchen dürfe, "sich durch besonders harte Aufklärung Ansehen zu erwerben". Das Ziel dürfe nicht darin bestehen, dass sie am Ende doch wieder gut dastehe.
"Erst hat man verleugnet und vertuscht, jetzt stellt man an den Pranger", so Mertes.
Jesuit gibt sich bescheiden
Mit Blick auf seine persönlichen Verdienste verwahrt sich Mertes dagegen, als Aufklärer gefeiert zu werden. "Ich bin nicht der Aufklärer. Aufklären müssen andere." Deshalb fordert der Jesuit eine unabhängige Instanz für die Aufklärung des innerkirchlichen Missbrauchs.
Er schlägt vor: "Die Bischofskonferenz geht auf die Bundeskanzlerin zu und bittet sie, eine Institution zu schaffen, die das Recht bekommt, in alle Akten zu schauen, Führungsversagen festzustellen, Entschädigungen zu bestimmen."
Mertes sorgte als damaliger Leiter des Canisius-Kollegs in Berlin wesentlich dafür, dass der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche 2010 öffentlich wurde.