Heute kämpfen Frauen in der Kirche um mehr Teilhabe und Gleichberechtigung. Vor 100 Jahren rebellierten Frauen im Sport, um an olympischen Wettkämpfen teilnehmen zu können. Ein Meilenstein waren die "Ersten Olympischen Frauenspiele", die am 24. März 1921 in Monte Carlo eröffnet wurden.
Schon in den Jahrzehnten zuvor regte sich Unmut bei den zum Zuschauen verdammten Frauen. Pierre de Coubertin hatte 1896 die Olympia-Idee wiederbelebt und die ersten Spiele der Neuzeit ausgerufen. Für den Gründer des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) war die Vorstellung, dass Frauen beim Laufen, Speerwurf oder Weitsprung antraten - seit der Antike eine Domäne der Männer -, ein Graus. Er fürchtete, dass der Sport aus dem Fokus der Zuschauer geraten könnte.
Schließlich konnte man gerade die Leichtathletik nur in kurzen Hosen statt in züchtigen Kleidern ausüben, was Sittenwächter in Alarmstimmung versetzte.
Veranstaltung kam beim Publikum gut an
1900 nahmen bei den Spielen in Paris 17 Frauen teil, beim Golf und Tennis. 1904 traten sie erstmals beim Bogenschießen an, 1908 im Eiskunstlauf und vier Jahre später beim Schwimmen. Bei der Leichtathletik durften Frauen weiterhin nur zusehen.
1921 zogen deshalb rund 100 von ihnen mit eigenen olympischen Wettkämpfen nach - unter anderem in Hürdenlauf, Weitsprung und Kugelstoßen. Deutschland war noch nicht vertreten, weil das Land nach dem Ersten Weltkrieg von allen internationalen Wettbewerben ausgeschlossen war. Beim Publikum kam die Veranstaltung gut an, was nicht nur an dem Ambiente mit Blick aufs Mittelmeer gelegen haben mag.
Die Frauenolympiade wurde bald in Frauen-Weltspiele umbenannt. Diese fanden ab 1922 alle vier Jahre statt. Derweil nahm der Druck auf das Olympische Komitee zu; Coubertin beendete 1925 seine IOC-Präsidentschaft. Bei den Olympischen Spielen in Amsterdam 1928 fanden erstmals auch Frauenwettbewerbe in der Leichtathletik und im Turnen statt.
Trotz aller Fortschritte noch Nachholbedarf
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg kämpften Frauen weiter um die Teilnahme an bestimmten Disziplinen. Einen richtigen Durchbruch bei der Olympia-Teilnahme habe es erst "im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts" gegeben, erklärt die Leipziger Sporthistorikerin und Vizepräsidentin des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Petra Tzschoppe, im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
1996 wurde Frauenfußball olympisch, seit 2014 wird eine Olympiasiegerin im Skispringen gekürt. 2012 war ein weiteres wichtiges Jahr in Sachen Gleichberechtigung bei Olympia - bei den Spielen in London wurden erstmals alle Sportarten von Frauen und Männern ausgeübt.
Dennoch sieht Tzschoppe weiterhin "deutlichen Nachholbedarf". In internationalen Verbänden seien Frauen in Führungspositionen ebenso unterrepräsentiert wie im Trainingswesen: "Bei den letzten Olympischen Spielen betrug ihr Anteil nur 11 Prozent", rechnet die Sportsoziologin vor. Auch Schiedsrichterinnen und Kampfrichterinnen seien noch Mangelware.
Landesflaggen von Frauen und Männern getragen
Bei allen Fortschritten - nicht jede Frau kann heute Sport treiben und an Olympia teilnehmen. Nationalität oder Religionszugehörigkeit verbieten das mitunter. Ein Problem, das internationale Sportverbände auf dem Schirm haben. Es gebe zahlreiche Projekte und Maßnahmen, mit denen die Beteiligung von Mädchen und Frauen im Schul-, Breiten- und Leistungssport gefördert werden sollen - gerade in Ländern, die aus religiösen Traditionen heraus Vorbehalte hätten, erklärt die DOSB-Vizepräsidentin.
Zudem forderte bereits 1996 eine Initiative Sanktionen, wenn Nationale Olympische Komitees keine Frauen in ihren Teams aufstellen.
Im Vorfeld der Olympischen Spiele in London 2012 habe das IOC direkt mit jenen Ländern gesprochen, die noch nie Frauen am Start hatten, sagt Tzschoppe. Daraufhin hätten auch Saudi-Arabien, Brunei und Katar erstmals Sportlerinnen zu Olympia entsandt.
2020 habe das IOC zudem beschlossen, dass bei der Eröffnungsfeier beim Einmarsch der über 200 Nationen mit ihren Landesflaggen künftig eine Athletin und ein Athlet gemeinsam die Flagge tragen. Ein Symbol - "aber das geht eben nur, wenn in den Teams Männer und Frauen vertreten sind".