Die sächsische Synode hat sich auf ihrer digitalen Tagung am Samstag mit dem Thema Rechtsextremismus und Kirche befasst. Dazu legte die Leitung der Evangelisch Lutherischen Landeskirche Sachsens in Dresden einen Bericht zu Unterschieden zwischen wertkonservativem Christsein und Rechtsextremismus vor. Das Papier betont die Notwendigkeit des respektvollen Gesprächs und die freiheitlich-demokratische Grundordnung als Basis des gesellschaftlichen und kirchlichen Handelns.
"Kirchen stehen nicht außerhalb der Gesellschaft"
Sachsens Landesbischof Tobias Bilz sprach von einem "schwierigem Terrain". "Wir müssen mit Begriffen arbeiten, die die Wirklichkeit nur bedingt abbilden", sagte er. Es gelte vorsichtig zu sein, "Menschen mit Begriffen zu bezeichnen und sie anzuprangern". Christinnen und Christen seien herausgefordert, "nach dem Geist der Rede zu fragen". Er wisse, das habe ein subjektives Element. Aber die Dresdner "Pegida"-Montagsdemonstrationen zum Beispiel hätten "nichts mit dem Geist Gottes gemein".
"Eine kirchliche Positionierung in unserem Gemeinwesen verlangt ein Eintreten für den Rechtsstaat", heißt es in dem Bericht, der auf Antrag der Synodalen entstand. Kirchen seien als öffentlich-rechtliche Körperschaften der Verfassung verpflichtet. Zu theologisch strittigen Fragen brauche es innerkirchliche Angebote des Diskurses. Wenn "der beschriebene tragende Grundkonsens verlassen wird", seien "Grenzziehungen erforderlich", heißt es. Der Bericht erklärt unter anderem auch die Begriffe "rechtsextrem", "rechtspopulistisch" und "konservativ".
"Kirchen stehen nicht außerhalb der Gesellschaft, wir können nicht so tun, als ob Rechtsextremismus und Rechtspopulismus nicht auch in der Kirche Raum greifen", sagte der Leipziger Extremismusforscher Gert Pickel, Mitautor des Textes. Rechtsextremisten seien nicht anschlussfähig, zu ihnen müsse es eine klare Abtrennung geben. Rechtsradikale aber seien möglicherweise zum Diskurs bereit. Junge Pfarrerinnen und Pfarrer könnten mit solchen Problemlagen konfrontiert werden.
Texte mit teils nationalistischer Note
Hintergrund des Berichtes ist der Rücktritt des sächsischen Bischofs Carsten Rentzing 2019. Von dem streng konservativen Theologen waren Texte aus der Studentenzeit bekanntgeworden, die das Landeskirchenamt in Dresden als "elitär und in Teilen nationalistisch und demokratiefeindlich" sowie "unvertretbar" einstufte.
Von Katharina Rögner